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Archiv-Artikel

Übergriffe auf Polizisten nehmen zu

GEWALT Die Zahl der Angriffe auf Polizisten ist 2010 gestiegen. Die GdP beklagt fehlende Rückendeckung

Die Zahl der Angriffe auf Bundespolizisten ist im Jahr 2010 deutlich gestiegen. Mehr als 2.000 Polizisten wurden meist bei Routineeinsätzen wie Identitätsfeststellungen und Festnahmen angegriffen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um fast 33 Prozent. Das geht aus einem vertraulichen Bericht der Bundespolizei hervor, der dem NDR vorliegt.

Besonders betroffen war die Bundespolizeidirektion Hannover, die für Niedersachsen, Bremen und Hamburg zuständig ist. Die Angreifer waren meist deutsche, alkoholisierte Männer. Etwa die Hälfte der Polizisten wurde bei den Übergriffen verletzt. Der Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, Thomas Osterroth, beobachtet seit Jahren, dass der Respekt vor Polizeibeamten immer mehr schwindet: „Eine Personalienfeststellung reicht in bestimmten Situationen schon aus, um bei Betroffenen oder anderen, die sich solidarisieren, Angriffe auf Polizeibeamte zu provozieren“, sagte Osterroth dem NDR. „Polizeiliche Maßnahmen werden nicht mehr einfach so akzeptiert.“ Beim Fußballreiseverkehr und immer dann, wenn Alkohol im Spiel sei, sinke die Hemmschwelle. „Und das merken wir ganz deutlich an normalen Wochenendnächten in den Städten.“

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) wirft der Polizeiführung schwere Versäumnisse im Umgang mit den Angriffen vor und fordert vom Bundesinnenminister mehr Rückendeckung. Dem NDR sagte GdP-Bundesvize Jörg Radek: „Von modernem Gesundheitsmanagement fehlt in der Bundespolizei jede Spur.“ Die Polizisten würden mit den wachsenden Belastungen der Einsätze allein gelassen. „Es fehlt hier an einer flächendeckenden Gesamtstrategie.“

Die Vorwürfe wies Osterroth zurück. Man habe Schritte unternommen, um den Belastungen zu begegnen. So könne beispielsweise psychologische Unterstützung angefordert werden. Aber Osterroth räumte ein: „Wir sind auf einem guten Weg, aber lange nicht am Ziel.“  (taz)