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Archiv-Artikel

Wachsamkeit vor Amokläufen

Innenminister Ingo Wolf (FDP) ruft Lehrer und Schüler dazu auf, allen Hinweisen auf ein geplantes Blutbad an Schulen nachzugehen. „Amokläufe sind in der Regel keine Affekthandlungen.“ Auch die Polizei trainiert den Ausnahmefall

NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) hat anlässlich einer Polizei-Fachkonferenz zum Thema Amokläufe zu anhaltender Wachsamkeit aufgerufen. „Eltern, Lehrer, Mitschüler und Psychologen müssen Hinweise auf einen möglichen Amoktäter beachten“, erklärte Wolf Anfang Februar in Selm (Kreis Unna). Deshalb sei es wichtig, dass die Polizei mit den Schulen vertrauensvoll und eng zusammenarbeite. Amokläufe seien in der Regel keine Affekthandlungen. Sie seien meist gründlich vorbereitet. Außerdem kündigten die Amokläufer ihre Taten oftmals an. „Deshalb sind wir auf die Mithilfe aus dem Umfeld potenzieller Täter angewiesen.“ Bei der zweitägigen Konferenz wollen Experten aus den USA, Frankreich, Österreich, den Niederlanden und Deutschland ihre Erfahrungen austauschen.

Die Amokläufe von Erfurt oder Emsdetten hätten gezeigt, dass man nirgendwo auf der Welt solche Taten ausschließen könne. Die Polizei in NRW habe daraus Konsequenzen gezogen. Mindestens ein Mal im Jahr trainierten die Polizisten daher die Bewältigung von komplexen Amoklagen. „Das hat sich auch in Emsdetten hervorragend bewährt“, erklärte Wolf. Beim Amoklauf in Emsdetten hatte ein 18-Jähriger am 20. November 2006 in seiner ehemaligen Schule um sich geschossen und 37 Menschen verletzt, bevor er sich selbst tötete. Seine Tat hatte er zuvor vage im Internet angekündigt. Dies war jedoch erst später bekannt geworden.

Wolf verwies in diesem Zusammenhang auf die neue „Internetwache“ beim Landeskriminalamt in Düsseldorf. Dort nehmen seit Jahresbeginn vier Mitarbeiter rund um die Uhr Hinweise auf Straftaten über die Homepage der Polizei entgegen. Mit dem niedrigschwelligen Angebot soll es vor allem jüngeren Menschen leichter gemacht werden, sich bei Entdeckungen von Straftaten im Internet oder ersten Ankündigungen von Gewalttaten an die Polizei zu wenden. „So kann im Vorfeld geklärt werden, ob die Gewaltandrohung ernst gemeint ist“, erklärte Wolf. Diese Möglichkeit der Kontaktaufnahme sei bislang über 350 Mal genutzt worden.