: Exzellenz eingespart
Deputation beschließt Uni-Kürzungen unter Polizeischutz – 108 Stellen an der Uni Bremen fallen weg. Zur Kompensation ist „mehr Profilbildung“ vorgesehen. Bei den vier Hochschulen wird nicht gespart
von Christian Jakob
Die Universität Bremen muss sich in den kommenden vier Jahren von 108 MitarbeiterInnen, darunter 27 ProfessorInnen trennen. Dies folgt aus dem gestern von der Wissenschaftsdeputation beschlossenen „Hochschulgesamtplan 2010“ (HGP). Die Hochschule Bremerhaven und die Hochschule für Künste verzeichnen im gleichen Zeitraum keine Einbußen. Die Hochschule Bremen hingegen kann sich bis 2010 sogar über ein Zuwendungs-Plus von fast fünf Prozent gegenüber 2006 freuen – laut HGP wegen „Praxisnähe“ und „hervorragender Drittmitteleinwerbung“.
Nach Angaben von Bildungssenator Willi Lemke (SPD) soll der HGP bereits Dienstag vom Senat verabschiedet werden, was jedoch als reine Formalie gilt. Die erst anschließend stattfindende Erörterung in der Bürgerschaft dient nur noch der Information der Abgeordneten. Sämtliche Deputierten der großen Koalition haben für den Lemke-Entwurf gestimmt – unter ihnen auch der 2004 abgewählte, ehemalige AStA-Vorsitzende der Uni, Tim Cordßen (SPD).
Zur Kompensation der Kürzungen von fast 20 Millionen Euro bis 2010 ist eine Bündelung der Uni-Finanzen vorgesehen. In den HGP-Leitthesen wird dies als „Stärkung der exzellenten Bereiche“ und Beitrag zur „Profilbildung“ bezeichnet. Der Studiengang Sport sowie die außerschulische Behindertenpädagogik passen nicht mehr in dieses Profil: Der HGP sieht – gemäß dem nicht ratifizierten Vorschlag einer universitären Kommission – ihre Streichung vor.
Zu Beginn der von der Polizei abgeschirmten Deputationssitzung hatten Studierendenvertreter Einlass verlangt. Dieser wurde ihnen zunächst verweigert, später ließ Lemke die Studierenden sprechen. Martin Seibert, Vorsitzender des Uni-AStAs: „Es ist ein Witz, dass Lemke uns erst aussperrt und uns hinterher für die ‚schöne, konstruktive Diskussion‘ dankt.“
Die wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Silvia Schön, nannte die Kürzungen „unannehmbar“: „Mit den völlig überzogenen Kürzungen ruiniert Lemke nicht nur die Uni, sondern auch die Zukunftschancen der Studierenden.“