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Archiv-Artikel

GLOSSE VON HAUKE HOFFMEISTER Vom Glied im Untergrund und seinem Potenzial, neue Impulse zu setzen Pimmel als Under- statement

Ein mächtiger Pimmel ragt mitten in der Hauptstadt an der taz-Hausfassade sechs Stockwerke empor. Sichtbar wird für alle, was sonst im Verborgenen ist. Längst ist er Teil von Stadtführungen. Und toll finden ihn die Berlintouristen: Sie bewundern vergnügt das kolossale Glied. Solch eine Aufmerksamkeit genießen äußerst wenige Pimmel im Land.

Der Pimmel fristet nämlich meist ein dunkles Dasein tief in der Hose des Herren wie subkulturelle Bewegungen in der Gesellschaft. Selten gewährt man ihm, sich in der allgemeinen Öffentlichkeit zu präsentieren. Zeigt Mann ihn dennoch, wird er blitzschnell zum allgemeinen Ärgernis. Pfui, pfui.

Dort aber, in der Tiefe, im Untergrund der Hose, weit weg vom Hirn, dort, wo es manchmal auch müffelt, können ganz neue Impulse entstehen.

Eigenartig und schmutzig

Nur in privaten Gemächern, in intimen Momenten darf, nein, soll er raus. Kann neue Impulse auch weitergeben. Zum allgemeinen Vergnügen. Wenn sich kein Außenstehender daran stört, kann er aus dem Underground in den sichtbaren Bereich. Nur dann kann man mit dem Glied selbst eigenartige, schmutzige Dinge praktizieren. Ganz ungestraft.

Dabei täte es ganz gut, wenn das Glied viel häufiger an die Öffentlichkeit gelangte und dem Hosenstall entflöhe. Könnte es doch vor dem Abheben zum Mainstream bewahren. Nur denen, die bereit und aufgeschlossen sind, sich einer neuen Welt zu nähern, wird der anarchische Charakter des Hirns in der Hose auch verständlich. Bis sich die geistige Erektion wonnetrunken über sie ergießt.