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Archiv-Artikel

Der beste Mann aus Kurdistan

Kirsten Reinhardts Gastrokritik: Das Luxa liegt in Berlin-Mitte zwischen Volksbühne, Kaffee Burger und 8mm-Bar. Nachts ist hier eine eigene Party

Der beste Platz ist direkt im Fenster. Auf der weichen, beigefarbenen Bank trennt einen nur die Glasscheibe von der unwirtlichen Kreuzung Torstraße/Alte Schönhauser. Hinterm Tresen wuseln zwei Männer in orangefarbenen T-Shirts geschäftig umher und reichen Essen über die Theke. Auf die Wand gegenüber hat jemand ein Mädchen gemalt: Cansel, die Tochter des Besitzers Hayder Narin. Nach ihr hat der stolze Vater auch eine Pizza benannt.

Im Luxa gibt es alles, was der hungrige Tagestourist, der geschlauchte Theaterbesucher in der Pause eines fünfstündigen Castorfs und der Mitte-Clubber brauchen: Pizza aus dem Steinofen, die ganze Palette von Falafel, Halloumi bis Schawarma im Brot oder auf dem Teller, Döner und Pommes. Zum Nachtisch Baklava und drei Sorten Pfefferminzkaugummi.

Vor einem halben Jahr hat Narin den kleinen Imbissstand von nebenan hierher, in seine ehemalige Cocktailbar, verlegt. Eine weise Entscheidung: Hier ist es weitaus gemütlicher als auf der Straße, und die Portion Pommes ist immer noch riesig, knusprig und mit einem Euro preislich unschlagbar. Gut, Ketchup kostet 20 Cent extra, dafür ist der Schwarztee aus dem Semawar gratis. Und wer braucht schon eine Cocktailbar?!

Strategisch liegt der 24-Stunden-Imbiss perfekt: Hier treffen sich alle, die nächtens zwischen Schokoladen und Kaffee Burger auf der einen und 8mm-Bar und White Trash auf der anderen Seite umherwandern. Auf dem beige-hölzernen Mobiliar lümmeln sich dünnbeinige gescheitelte Mitte-Menschen und schälen sich aus ihren Parkas. Wo die das Fett der Fritten und nächtlichen Schawarmas hinstecken? Aus den Lautsprechern blubbert Ambient. Serdal, der Neffe des Besitzers, würde viel lieber kurdische Musik spielen, hat seinen Onkel aber noch nicht davon überzeugen können. „Er spielt Loungemusik, aber das hören die Leute doch in den Clubs. Ich finde, man sollte ihnen hier was anderes bieten.“

Pfeifend füllt sein Kollege Menderez die Teigtaschen mit Salat, soeben frittiertem Halloumi und frischer Sesamsoße. Später räumt er, eine Kippe zwischen den Zähnen, die Schlachtfelder der umliegenden Tische ab. „Ich bin der beste Mann aus Kurdistan“, sagt er. „Kennen wir uns?“ Das ist auch ein Argument für diesen Laden: Egal, wie dicht sich die Hungrigen an der Theke drängen, wie viel zu tun ist – die Luxa-Jungs sind stets umgänglich und merken sich Gesichter. Da fühlt man sich sofort zu Hause, in der Nacht vor der Kreuzung.

LUXA, Torstr. 56, Mitte, M 2, M 8 und U 2 Rosa-Luxemburg-Platz, geöffnet täglich 24 Stunden. Pizza 2 bis 5,50 €, Baklava & Kaugummi 1 €, Sixpack Bier 6 €. Tipp: Luxa-Teller mit Schawarma, Falafel, Hommus etc. 6,90 €