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Archiv-Artikel

Einblick (535)

EVA KIETZMANN UND PETRA KÜBERT, BILDENDE KÜNSTLERINNEN

ZUR PERSON

■ Eva Kietzman, geboren 1977, und Petra Kübert, geboren 1975, studierten Film, Performance und experimentelle Raumgestaltung an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und Kunst im öffentlichen Raum am Institut für Kunst im Kontext an der UdK, Berlin. Seit 2009 beschäftigt sich das Duo mit der Inszenierung öffentlicher Räume und der Imageproduktion von Städten im Neoliberalismus. Ausstellungen, u.a. „L’espace de l’espèce: X“, Kunstfabrik HB55, Berlin 2014; „Klang Orte Berlin: Perspektiven akustischer Stadtentwicklung“ mit Peter Cusack und Valerie Merlini, Stadtraum Rummelsburger Bucht, Berlin 2012; „Hochformat“, Kaskadenkondensator, Basel 2010. Aktuell mit „Living resorts“ im uqbar Projektraum.

Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/euch zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?pk: Mich hat die Ausführlichkeit und Direktheit der Schlingensief-Retrospektive berührt, in der sehr viele Aktionen und Projekte nebeneinander in der Ausstellung rekonstruiert, an Wände projiziert wurden und auf Bildschirmen flimmerten. Schlingensief hatte einen langen Atem und hat sich eingemischt, in dem er sich selbst zum Medium machte und dadurch auch angreifbar wurde – ohne einschätzen zu können, wie das Experiment, in dem er und seine Crew politische und gesellschaftliche Verhältnisse ad absurdum führten, enden könnte. Die Gegenwart als künstlerisches Material. Das gefällt mir. ek: Aktuell mochte ich die Ausstellung „Die Ästhetik des Widerstands“ in der Galerie im Turm. Mir gefällt außerdem die derzeitige Initiative für das Projekt Space Festival. Es gibt in Berlin so viele spannende Projekträume, und ich finde es wichtig, dass es einen Spot auf diese kreativen Orte gibt. pk: Und die Lichtskulptur von Otto Peine guck ich mir heute an, wenn es dunkel wird – die taucht nur nachts auf und ist dann Teil des öffentlichen Raums. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/könnt ihr empfehlen? pk: Ich mag Projekträume, alternative, selbstorganisierte Orte und Kollektive, die unkommerzielle Veranstaltungen machen. Ausstellungen, Parties et cetera, die auf brachliegenden Flächen in leerstehenden Gebäuden oder sonst wo auftauchen, wo man sie nicht erwartet, sind natürlich super – aber es gibt immer weniger davon. ek: Wie etwa der Kotti-Shop in Kreuzberg, da gab es gestern (Samstag) eine Lesung mit Konzert im Rahmen einer Release von Publishing Puppiges. Welche Zeitung/welches Buch begleitet Sie/euch zurzeit durch den Alltag? ek: „Naked City“ von Sharon Zukin. Sie schreibt zwar zu Aufwertungsprozessen in New Yorker Vierteln, aber bestimmte Aspekte fand ich spannend mal auf Berlin zu übertragen. So fand ich es interessant, zu beobachten, inwieweit „Authentizität“ auch hier vom Immobilienmarkt, aber auch von Politik und Medien, konstruiert wird und als Argument funktioniert: zum Beispiel die Aufwertung des Images von Lichtenberg durch zugezogene KünstlerInnen, die scheinbar brachliegende Gegenden besonders inspirierend finden. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/euch am meisten Freude? pk: Orte, die wir beim Spazierengehen zufällig vorfinden – groteske Momente, die zeigen, dass das Planen mancher Orte nicht aufgeht – und stattdessen unvorhergesehene, urbane Brüche entstehen.