: „Ein guter Tag für die Demokratie“
Heftige Debatte in der Bürgerschaft um die 15 am Sonntag gefällten Linden an der Schwachhauser Heerstraße
Nein, sagt Uta Kummer, „schön sieht es nicht aus“. Aber so recht auszusetzen hat die SPD-Baupolitikerin auch nichts. Und die heftige Kritik der Grünen am sonntäglichen Kettensägenmassaker auf der Schwachhauser Heerstraße wies sie gestern in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft freilich auch zurück, „aufs Schärfste“.
Da seien „keine Tricks“ im Spiel gewesen, hebt Kummer an. Und überhaupt: „Viele Bäume wurden gerettet.“ Und auch bei jenen 15 jetzt gefällten Linden zwischen Concordia-Tunnel und Hollerallee hätte die SPD-Frau mit ihrer Widersacherin Karin Krusche von den Grünen „gerne um jeden einzelnen Ast gerungen“. Sagt sie. Wären da nicht jene 6,5 Millionen Euro, die der Bund dafür zahlt, dass die Straßenbahn-Linie vier auf einer verbreiterten Schwachhauser Heerstraße durchwegs ein eigenes Gleisbett bekommt.
Für Krusche indes war der Sonntag ein „schwarzer Tag für die politische Kultur in Bremen“. Und dann ist von „massiver Polizeigewalt die Rede“. Von der „Autolobby“, der sich Bremen gebeugt habe. Von einem Parlament, dass sich „vollends selbst entmachtet“, wie die Grünen-Politikerin Karin Mathes klagt. Und von gleich drei Stadtteilparlamenten und „massiven“ Bürgerprotesten – um sich die große Koalition in Bremen „einen feuchten Kericht“ schere.
Alles Unsinn, sagt die SPD, gerade einmal 50 Demonstranten seien am Sonntag zusammengekommen. „Eine scheinheilige Debatte“, schimpft Dieter Focke von der CDU, unter lautem beifall aus der großen Koalition. Jene Grünen, die jetzt um 15 Linden trauerten, hätten der Linie vier an der Lilienthaler Heerstraße noch bereitwillig „hunderte“ von Bäumen geopfert. Alles in allem war der Sonntag für Focke aber ein „guter Tag für die Demokratie“ – weil Parlamentsbeschlüsse umgesetzt wurden, die schon von 1992 datieren. „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht“, sagt Focke. Und niemand dürfe übersehen, dass später ja 38 junge Bäume nachgepflanzt würden.
CDU-Umweltsenator Ronald-Mike Neumeyer vermochte die Fällaktion gestern sogar noch als „Baumschutz“ zu deklarieren. Wegmüssen hätte sie so oder so, sagte Neumeyer, egal wie breit die Straße werde. Da sei es doch besser, sie fielen jetzt, bevor sie wieder hätten austreiben können. Sagt’s – und lobt die „friedlichen“ DemonstrantInnen.
Jan Zier