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Archiv-Artikel

PDS kommt zu spät zur Schule

Die Einführung erster Gemeinschaftsschulen im Sommer wird scheitern. Dem PDS-Prestigeprojekt fehlt die Vorlaufzeit. Interessierte Schulen warten mit der Reform lieber bis zum kommenden Jahr

VON ALKE WIERTH UND MATTHIAS LOHRE

Das Versprechen der Linkspartei, bereits zum kommenden Schuljahr erste Gemeinschaftsschulen einzuführen, erweist sich als Flop. Zwar propagieren die Sozialisten, Lehreinrichtungen beim Umbau zur „einen Schule für alle“ bereits ab dem Frühjahr finanziell und rechtlich unter die Arme zu greifen. Doch die Zeit läuft möglichen Pilotprojekten davon. Bislang bekennt sich keine Schule dazu, sich zum Beginn des Schuljahrs im August 2007 zur Gemeinschaftsschule zu wandeln.

Selbst für Schulen, die großes Interesse an der Teilnahme am Modellprojekt haben, ist ein früherer Einstieg als zum Schuljahresbeginn 2008 kaum vorstellbar. Man könne schließlich eine solche Umstellung „nicht übers Knie brechen“, sagt beispielsweise Angelika Schuldt, Leiterin der Modersohn-Grundschule in Friedrichshain. Gemeinsam mit einer weiteren Grundschule und der benachbarten Emanuel-Lasker-Realschule hat ihre Schule dem Bezirksamt gegenüber bereits Interesse an der Teilnahme am Modellprojekt bekundet. Nun warte man auf eine Stellungnahme des Bezirks. Bevor diese vorliege, so Schulleiterin Schuldt, werde man auch nicht mit der Ausarbeitung von Konzepten beginnen. Überdies müssten viele Gremien und Partner, beispielsweise die Eltern, in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. An einen Einstieg vor 2008 sei deshalb nicht zu denken.

Die Einführung der Gemeinschaftsschule sei „ein Schnellschuss, der nicht zu Ende gedacht war“, kritisiert eine andere Schulleiterin, die namentlich nicht genannt werden will. Zwar gebe es an ihrer Oberschule ein großes Interesse daran, zur Gemeinschaftsschule zu werden, doch sei das Konzept bislang „noch viel zu unklar“. Zudem seien Schulen derzeit mit so vielen Neuerungen konfrontiert, dass ein Umbau zur Gemeinschaftsschule bis Mitte 2007 nicht zu bewältigen sei.

„Unrealistisch“ nennt auch Norbert Gundacker von der Fachgruppe Hauptschulen der GEW den von der PDS angepeilten Projektbeginn im August. Derzeit liefen an vielen Schulen Einstellungsverfahren für das kommende Schuljahr, nach den Osterferien müsse dann das Unterrichtsjahr vorgeplant werden. Da bliebe für die Vorbereitung solcher fundamentalen Veränderungen keine Zeit. Außerdem beginne in zwei Wochen die Anmeldefrist für die Oberschulen. Faktisch müssten sich Schulen bis dahin für die Teilnahme am Modellprojekt entschieden haben, denn „Eltern wollen doch wissen, an welcher Schulform sie ihr Kind eigentlich anmelden“.

„Der Zug ist abgefahren“, so Gundacker. Er hält selbst den am Dienstag von Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) vorgelegten Zeitplan noch für knapp bemessen. Demzufolge sollen Schulen bis Juni ihre Absicht, am Modellprojekt teilzunehmen, erklären. Dann bleibt ein Jahr für die weitere Planung.

Die Linkspartei gibt sich trotz dieser Rückschläge zuversichtlich. „Natürlich gibt es Schulen, die bereits zum August 2007 zur Gemeinschaftsschule werden wollen“, sagt Fraktionssprecherin Kathi Seefeld. Nur scheuten diese Lehreinrichtungen den verfrühten Gang an die Öffentlichkeit. Die Schulen warteten auf die nötige Änderung des Schulgesetzes.

Auch die finanzielle Förderung sei nicht das Problem, argumentiert Seefeld. Die Geldfrage werde gelöst, sobald die von Bildungssenator Jürgen Zöllner eingesetzte Arbeitsgruppe ihr Konzept vorgelegt habe. Die Bildungsexperten wollen laut Zöllner im April ihren Fahrplan für die Gemeinschaftsschule vorlegen.