: Sechs Talentschmieden für Ostdeutschland
Ein Konzept, das Brücken schlägt: Die „Zentren für Innovationskompetenz“ sollen Wissenschaft und Wirtschaft miteinander verzahnen
Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten „Zentren für Innovationskompetenz“ zielen darauf ab, Wissenschaft und Wirtschaft miteinander zu verzahnen – und damit eine Sogwirkung auf den wissenschaftlichen Nachwuchs auszuüben. Dieser kalkulierte Effekt hat folgendes Motiv: „Die ostdeutschen Regionen brauchen Spitzenforschung vor Ort, um langfristig wirtschaftlich erfolgreiche, international wettbewerbsfähige Cluster zu entwickeln. Notwendig sind international leistungsstarke Forschungszentren, die sich schon in ihrer Grundlagenforschung an zukünftigen Hochtechnologiemärkten orientieren und die Basis schaffen für erfolgreiche Verfahrens- und Technologieinnovationen“, so das BMBF. Hier setzt das im Sommer 2002 gestartete Programm „Zentren für Innovationskompetenz: Exzellenz schaffen – Talente sichern“ des Ministeriums an. Entscheidend für diese Zentren ist auch die Fähigkeit, Forschungsergebnisse in die Unternehmen zu transferieren.
Das Programm ist modular aufgebaut: In der ersten Phase wurden zwölf auf Vorschlag der Bundesländer ausgewählte Zentren mit jeweils maximal 250.000 Euro bei der Strategieentwicklung unterstützt und darüber hinaus durch eine Unternehmensberatung betreut. In der zweiten Phase (2004–2009) unterstützt das BMBF sechs von einer unabhängigen Expertenjury positiv bewertete Zentren bei der Umsetzung ihrer strategischen Konzeptionen. Im Mittelpunkt steht dabei die Finanzierung von jeweils zwei Gruppen mit internationalen Nachwuchswissenschaftlern. Das Gesamtvolumen für die erste Förderrunde des Programms beläuft sich bis 2010 auf 61 Millionen Euro. Mit dem Förderprogramm will das BMBF nach dem erfolgreichen Start der sechs Zentren der ersten Förderrunde weitere Forschungszentren mit internationaler Reputation etablieren.
Erste Erfahrungen zeigen: Die Forschungsmöglichkeiten in den ZIK sind attraktiv für hochtalentierte Nachwuchsforscher aus dem In- und Ausland. Von Vorteil ist auch, dass die Beteiligung der Universitäten an solchen Zentren die Vergabe akademischer Grade ermöglicht. Sie erlaubt die Beteiligung an der Lehre und somit den Zugang zu Studenten, also potenziellen Nachwuchsforschern. Dabei ist es möglich, spezifische Studienangebote oder sogar neue Studiengänge im Bereich des Innovationszentrums anzubieten. Dies ist sowohl für die Weiterentwicklung des jeweiligen Forschungsgebiets als auch für potenzielle spätere Arbeitgeber von großem Interesse. Außerdem bieten Universitäten ein breites interdisziplinäres Umfeld und damit die Möglichkeit der wissenschaftlichen Interaktion über das engere Forschungsgebiet hinaus.
Die Beteiligung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen ermöglicht den Zugang zu exzellenter Ausstattung mit Großgeräten und spezieller Expertise, die in dieser Form an Universitäten im Regelfall nicht vorhanden ist. Durch die Zusammenarbeit in den transdisziplinären Zentren kommt es zu intensiven Diskussionen über die tradierten „Kulturen“ in den verschiedenen Trägerinstitutionen und somit zur Schaffung effizienterer Strukturen.
Bisher nicht realisiert ist die direkte Integration von innovativen Industrieunternehmen in solche Zentren. Hierdurch können langfristige Beschäftigungsmöglichkeiten außerhalb des engen Rahmens des Hochschulrahmengesetzes – etwa beim Beschäftigungszeitraum oder Gehalt – geschaffen werden. Weiterhin ermöglicht die Integration von kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu deren Forschungsinfrastruktur und die Einwerbung von Technologiefördermitteln. LARS KLAASSEN