Auto teilen aus Lust am Fahren

Carsharing wird attraktiver

VON GEREON ASMUTH

Die Pioniere der Bewegung werden sich noch erinnern: Carsharing Anfang der 90er war etwas für Überzeugungstäter. Man musste Mitglied werden, einen hohen Grundbetrag zahlen, vor dem Start irgendwo den Schlüssel abholen und später Fahrtenbücher ausfüllen. Carsharing war irgendwie gut, weil öko. Aber das Gegenteil von allem, was der gemeine Fahrer mit seinem Vehikel so verbindet: Freiheit. Spontanität. Individuelle Fortbewegung. Carsharing war nur praktisch für diejenigen, die Autos doof fanden, ab und zu aber doch eins brauchten. Kein Wunder, dass von den Pionieren kaum jemand überlebt hat.

Heutige Anbieter haben alles – nur kein Ökostricksockenimage. Im Gegenteil. Je weiter sie davon entfernt sind, desto eher treffen sie Bedürfnisse der Nutzer. Die Bahn AG glänzt seit Jahren mit Buchungen im Internet und Einstieg per Chipkarte, und das ohne laufende Grundgebühr, allerdings mit festen Abstellplätzen, an die man die Autos zurückbringen muss. Echte Profis können das noch besser.

Mehr Autos, weniger Ärger

BMW und Sixt wollen nun in Berlin 500 Fahrzeuge aufstellen, die man nach Gebrauch überall abstellen darf. Ganz so wie beim eigenen Auto auch. Nur dass man a) kein eigenes mehr braucht, b) sich je nach Bedarf ein kleines oder großes nehmen kann und c) keinen Ärger mit Werkstätten, Versicherungen oder neuen Benzinsorten mehr hat. So wird Carsharing auch praktisch für diejenigen, die Auto fahren wollen, aber den ganzen damit verbundenen Aufwand scheuen. Das wird man als Ökopurist doof finden. Auf Dauer aber ist es das erfolgreichere Konzept.