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Archiv-Artikel

Lauter Realisten

Beim HSV überwiegt nach dem wichtigen 3:1-Sieg gegen den Abstiegskonkurrenten Eintracht Frankfurt die Selbstkritik

„Souverän war das nicht“, gestand der Youngster Alexander Laas hinterher. „Wir haben in der zweiten Halbzeit grottenschlecht gespielt“, polterte gar Torwart Frank Rost. Und Trainer Huub Stevens meckerte: „Das war nicht der HSV, den ich sehen möchte. Ich will keinen leichtsinnigen HSV sehen.“

Waren die Hamburger nicht gerade mit dem dritten Sieg in Folge vom vorletzten auf den 13. Platz gesprungen? Doch, doch. Aber euphorisch wird deswegen beim HSV zu recht niemand. Dortmund und Werder hat der Spielplan den Hamburgern auf dem Tiefpunkt ihrer jeweiligen Leistungskurven serviert. Frankfurt war nun ein erster echter Gradmesser für den HSV von Huub Stevens. Und der sagte hinterher ehrlich: „Es hätte auch 2:2 ausgehen können.“

Dass es dazu nicht kam, verdankt sich vor allem einem Rafael van der Vaart in überragender Form, den Stevens so weit nach vorn geschoben hat, dass er noch effektiver ist als in der Spielmacher-Rolle. Er brachte den HSV per Freistoß schon nach sieben Minuten in Führung und blieb auch danach an fast allen sehenswerten Aktionen beteiligt. Bis zur 77. Minute, als der genesene Trochowski mit seinem Tor vom Strafraumeck demonstrierte, dass er über ähnliche Talente verfügt wie der Holländer.

Dazwischen lag jene lange Phase, die Stevens gemeint hatte, und die mit leichtsinnig noch freundlich umschrieben war: Lange Zeit sah es eher nach spielerischem Unvermögen aus. Frankfurt machte das Spiel und kam ausgerechnet durch den in seiner Hamburger Zeit so glücklosen Stürmer Naohiro Takahara zum Ausgleich (59.). Ein weiterer Ex-Hamburger zielte weniger genau: Alexander Meier vergab eine gute Chance, ebenso der Grieche Kyrgiakos. Das Kontertor in letzter Sekunde zum 3:1, das den HSV-Sieg hinterher so komfortabel aussehen ließ, überließ Van der Vaart seinem neuen, bislang eher glücklosen Sturmkollegen Ivica Olić als Motivationsspritze. Auch da zeigt sich ein guter Kapitän. Jan Kahlcke