Künstlerhaus im Ausverkauf

Die Stadt will das Gebäude der Künstlerhauses „Frise“ Profit bringend veräußern. Die Künstler befürchten Mieterhöhungen und wollen die Immobilie selbst erwerben

Es ist fast ein Déjà-vu: Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre müssen die Mitglieder des Künstlerhauses „Frise“ – ehemals ansässig in der Weidenallee – um ihr Domizil fürchten. Wieder droht das Künstlerkollektiv in den Sog der Stadtteil-Aufhübschung zu geraten: Vor drei Jahren haben die 31 Künstler das 1.650 Quadratmeter große ehemalige Ottenser Friseurinstitut komplett entkernt und saniert.

Dasselbe hatten sie vor 30 Jahren in der Weidenallee im Schanzenviertel mit dem ersten Stahlbetonbau Hamburgs getan. 2003 kündigte ihnen dessen Eigentümer und vermietete die Räume lukrativ.

Auch das „Frise“-Gebäude soll jetzt gewinnbringend verkauft werden. Diesmal von der Stadt Hamburg, die seit 2004 etliche Immobilien veräußert. Zwar wurde die „Frise“ auf Betreiben der Kulturbehörde aus dem Cluster- in den Einzelverkauf übertragen, was internationale, an lokaler Künstlerszene desinteressierte Investoren vom Bieten abhalten soll.

Das Höchstgebotsverfahren für die „Frise“ wurde 2006 allerdings nur ausgesetzt. Es soll in den nächsten Monaten eröffnet werden. Und obwohl die Künstler einen Mietvertrag bis 2013 haben, würden sie das Gebäude lieber erwerben, als einen neuen Vermieter in Kauf zu nehmen: „Wir zahlen hier marktübliche Mieten“, sagt der Künstler Hinrich Gross. „Käme ein neuer Investor, könnte er – über Sanierungskosten etwa – die Warmmiete erhöhen und die Künstler so sukzessive hinausdrängen“, sagt er, ohne explizit Böses unterstellen zu wollen. „Ein privater Vermieter bedeutet für uns eine Unsicherheit – zumal wir dasselbe schon in der Weidenallee erlebt haben.“

Deshalb haben die Künstler die Kulturbehörde um ein Vorkaufsrecht gebeten. Die bat die Künstler daraufhin um ein Finanzierungsangebot. „Wir möchten die Frise sehr gern halten“, bestätigt Kulturbehörden-Sprecherin Verena von Bieberstein. „Wir werden die Künstler in den Gesprächen mit dem Liegenschaftsamt nach Kräften unterstützen. Wir wollen Wege finden, damit die Frise dort bleiben kann.“ Welche das sein könnten, sagt sie nicht. „Es gibt verschiedene Modelle“, so die lakonische Antwort. „Es wäre sehr wünschenswert, wenn eins davon funktionieren würde.“

Das wäre auch wichtig, weil in Hamburg chronischer Ateliermangel herrscht, findet Hinrich Gross. „Da wäre es schade, eine bestehende Atelierstruktur zu zerstören.“ Abgesehen davon funktioniere das Konzept des Künstlerhauses, das in diesem Jahr 30 wird, nach wie vor. „Denn wir betreiben nicht nur unsere eigenen und Gastateliers, sondern bieten auch Ausstellungen, ab 2007 mit neuem Konzept, das das angeschlossene Abbildungszentrum noch stärker einbindet. Das Motto der Reihe: „Copieren und Verfälschen“. PS