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Archiv-Artikel

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Es geht doch auch um Beharrlichkeit. Längergediente Lesende dieser Kolumne aber haben bestimmt schon mitbekommen, dass sie, die Kolumne, immer gleich ganz naturschwärmerisch wird und von so hohen Himmeln und endlosen Weiten redet, wenn nur von irgendwoher eine Pferdekopfgeige ihr Liedchen der Steppe spielt. Und das muss ja auch sein, immer wieder, bis endlich alle Lesenden sich auf die Seite dieser Kolumne geschlagen haben und nicht mehr lassen wollen von dieser „Hoher Himmel, endlose Weiten“-Musik, wie sie einen von der Mongolei aus anweht, mit den Pferdekopfgeigen, dem mongolischen Hackbrett, dem Oberton- und auch dem Untertongesang … Fan davon werden (wenn man es nicht eh längst schon ist) kann man heute am Donnerstag bei einem Konzertabend mit „traditioneller Musik aus der Weite der mongolischen Steppe“ im Admiralspalast, seltsamerweise im Rahmen der Young Euro Classics, die aber in diesem Jahr auch bereits anderweitig etwa mit chinesischer Oper oder einem Composer Slam aus dem Korsett der europäischen Klassik-Verwaltung geschlüpft sind (Friedrichstr. 101, 20 Uhr, 18 €).

Auch gut: der einfach unerschütterliche Punk von EA80. Die Band aus Mönchengladbach spielt gleichfalls am Donnerstag im SO36 bei der dortigen Festwoche zum 36-Jährigen (Oranienstr. 190, 20 Uhr, 10 €).

Im Rahmen der World-Wide-Music-Reihe in der Werkstatt der Kulturen tritt am Freitag das Duo Diasporagas (Amelia Cuni und Werner Durand) an, und da hört man der Struktur und den Melodien nach eine indische Ragamusik, bei der man sich aber dazu in der Stimmung wie bei einem Futuristenorchester fühlen darf, wenn man auf die dabei zum Einsatz kommenden Blasinstrumente schaut, die der an Minimal Music geschulte Klangforscher und Erfinder moderner Ritualmusiken Durand gebaut hat (Wissmannstr. 32, 21 Uhr, 15/10 €).

In die letzte Runde geht es am Samstag beim diesjährigen Jazz an der Lohmühle, Spielfeld für den forciert freigeistigen Jazz (der auch so eine Sache ist, die der Beharrlichkeit bedarf). Spielen werden die Formationen Reich durch Jazz (super Name), Squakk und Heliocentric Counterblast, die sich vom kosmischen Universum von Sun Ra inspirieren lassen (Lohmühlenstr. 17, 19 Uhr, Eintritt frei). Wer aber lieber in Hitparaden-Schlager suhlen will, muss am Samstag in die Waldbühne zu Dieter Thomas Kuhn, dessen Kosmos mittlerweile bis zu Kraftwerk im Schunkelmodus reicht (Am Glockenturm, 20 Uhr, ab 32 €).

Und dass es nicht vergessen ist, die Sonic-Youth-Liga: Am Sonntag spielt Thurston Moore im Lido, der auch seinen Ex-Sonic-Youth-Kollegen Steve Shelley am Schlagzeug mit dabei hat (Cuvrystr. 7, 20 Uhr, 22 €).