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Archiv-Artikel

Neuer Vorschlag Ägyptens

NAHOST Die Palästinenser erwägen Annahme des Plans für weitere Verhandlungen. Die israelische Blockade soll demnach zunächst gelockert werden

Die umstrittensten Themen wurden für spätere Gespräche ausgeklammert

KAIRO/GAZA ap/afp | Kurz vor Ende der Feuerpause haben die Verhandlungen über die Beendigung des Gazakriegs zwischen Palästinensern und Israel offenbar Fortschritte gemacht. Die palästinensischen Unterhändler erwägen, einen Vorschlag der ägyptischen Vermittler anzunehmen, um den Krieg zu beenden, wie am Mittwoch aus palästinensischen Verhandlungskreisen verlautete.

Die jüngste dreitägige Waffenruhe sollte am Mittwochabend (23.00 Uhr MESZ) enden. Sie hatte am Sonntagabend begonnen. Seitdem hatten Israel und radikale Gruppen von Palästinensern ihre Angriffe eingestellt.

Laut dem ägyptischen Vorschlag soll die israelische Blockade des Gazastreifens gelockert werden, damit Hilfe in das Gebiet gebracht werden kann. Die umstrittensten Themen, wie die vollständige Aufhebung der Blockade, werden allerdings für spätere Gespräche ausgeklammert.

Dem Vorschlag gemäß müsste Israel zudem die Luftangriffe auf radikale Palästinenser einstellen; eine 500 Meter tiefe Pufferzone nahe der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen würde allmählich reduziert, sagte ein palästinensischer Unterhändler. Man habe gegenüber diesem Vorschlag Vorbehalte und strebe an, ihn noch zu verbessern, fügte er hinzu. Man wolle mehr grenzüberschreitende Freiheit. Zudem müssten die Fragen nach einem Seehafen und einem Flughafen für Gaza angesprochen werden. Die israelische Seite gab zunächst keine Stellungnahme zu den Verhandlungen ab.

Eine Verhandlungsrunde war in der vergangenen Woche vor allem daran gescheitert, dass die radikalislamische Hamas eine vollständige Aufhebung der Gaza-Blockade fordert. Die israelische Regierung beharrt hingegen auf einer Entwaffnung der Hamas. Als es keine Annäherung gab, wurde eine dreitägige Waffenruhe kurz vor Ablauf am Freitag abgebrochen.

Der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon warnte davor, dass die Kämpfe wiederaufflammen können, sobald die Waffenruhe ende. „Wir müssen zu jeder Zeit wachsam und bereit sein“, erklärte er.

In dem mehr als einen Monat andauernden Gazakrieg wurden bislang nach palästinensischen und UN-Angaben mehr als 1.900 Palästinenser getötet, darunter hauptsächlich Zivilisten. Auf israelischer Seite kamen offiziellen Angaben zufolge bisher 67 Menschen ums Leben, 64 davon Soldaten.

Am Mittwoch wurden bei der Explosion eines Blindgängers im Gazastreifen mindestens fünf Menschen getötet. Unter den Todesopfern war auch der 35-jährige italienische Kameramann der Nachrichtenagentur Associated Press (AP), Simone Camilli, der über die Entschärfung der Bombe berichten wollte. Sechs weitere Personen wurden bei der Explosion schwer verletzt, unter ihnen auch ein palästinensischer Fotograf, wie ein Sprecher des Innenministeriums in Gaza mitteilte. Die Explosion habe sich in Beit Lahija im Norden des Gazastreifens ereignet, als Experten versuchten, die israelische Bombe unschädlich zu machen.