DIE WERBEPAUSE
: Yo mama is so fat …

Am Sonntag wird in Rheinland-Pfalz gewählt, und die Zielgruppe der ortsansässigen Grünen ist offenbar ausschließlich unter vierzig. Zumindest angesichts der Gestaltung und Typografie der Plakate, von denen zwei besonders ins Auge fallen: erstens ein ganz reizendes Anti-Atomkraft-Motiv mit Pacman, das zeigt, wie weit Videospiele, gerade mal 35 Jahre nach ihrer Erfindung, inzwischen im Mainstream angekommen sind – quasi Hand in Hand mit den Grünen, also, wenn Pacman Hände hätte.

Und zweitens: „Deine Mudder“ – gemeint ist zwar Mutter Erde, aber zugleich referenziert es auf die ausgeprägte „Deine Mudder!“-Beleidigungs- und Witzkultur, bei der es stets darum geht, dass deine Mudder entweder fett ist oder es mit jedem macht oder beides. Ihren Ursprung haben diese Mudderwitze als „Yo mama is …“-Beleidigungen in der afroamerikanischen Jugendkultur. Schon in den Siebzigern beschrieb der Linguist William Labov das Yo-Mama-Phänomen. Die Tradition des „Playing the dozens“, eines Wettbewerbs gegenseitiger, möglichst kunstvoller Beleidigungen, geht aber weiter zurück, in die Sklavenzeit, vielleicht sogar auf afrikanische Folklore.

Wann genau „Deine Mudder“ schließlich nach Deutschland kam, ist unklar – zum geflügelten Wort gemacht haben es aber die Hamburger HipHopper von 5 Sterne Deluxe 1999 mit ihrer Single „Ja, Ja … deine Mudder …“ Und jetzt machen also die Grünen Werbung damit. Mit Sexismus-Witzen. Was wollen sie uns damit sagen? „Deine Mudder ist so fett, sie hat einen eigenen Mond“? „Deine Mudder macht ihre Passfotos mit Google Earth, sonst passt sie nicht drauf“? Ja, vermutlich genau das. MBR