der rechte rand : Die Jungs fürs Grobe
Eine kleine Anfrage des grünen Landtagsabgeordneten Ralf Briese brachte es ans Licht: Von Januar bis Oktober 2006 wurden in Niedersachsen 1.578 „rechtsextreme Straftaten“ registriert. „Jenseits der offiziell erfassten Straftaten“, sagt Briese, „muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.“ Denn aus Angst meldeten sich Opfer oft nicht. Angeführt wird die Statistik von der Landeshauptstadt: 92 Straf- und Gewaltdelikte hat das Innenministerium für Hannover erfasst. In Northeim am Harz – 20 Straftaten und 13 Gewaltdelikte – aber haben rechtsmotivierte Täter allein 18 Personen verletzt.
In Northeim sitzt die NPD nicht im Stadtrat, und vor kurzem wurde hier auch ein „Stolperstein“ zur Erinnerung an die jüdischen Opfer des Holocaust gelegt. Seit Jahren aber treten in der Region auch immer wieder rechte Kameradschaften auf. Gelenkt wird die Szene von Thorsten Heise, mittlerweile im NPD-Bundesvorstand für die Verbindung zu den „freien Kräften“ zuständig. Lunikoff, alias Michael Regener, Sänger der verbotenen Neonaziband „Landser“, widmete Heises „Arischer Bruderschaft“ einen Song: „Mundschutz und Schienbeinschoner gehören zu unserer Garderobe/In dieser Stadt weiß jedes Kind/Wir sind die Jungs für Grobe“, heißt es da.
Im Rechtsrockmilieu wirkt Heise, selbst wegen Körperverletzung vorbestraft, seit langem mit, richtete bereits Konzerte mit mehr als 1.000 Besuchern aus. Über seinen „W & B Versand“ und „W & B Records“ vertreibt er seit seinem Umzug ins thüringische Fretterode CDs und Merchandisingprodukte. Auch im Angebot: schusssichere Westen, „Einsatzlederhandschuhe mit Protektoren“ oder einen „Teleskop Schlagstock aus Stahl“.
Am kommenden Freitag soll Heise beim „Stammtisch Nationaler Kräfte“ referieren. Den musikalischen Rahmen liefert das Liedermacherpaar „Annett und Michael“ aus dem Harz.