Freitagsgebet im Freien

MOSCHEE Vor der Mevlana-Moschee versammeln sich 400 Gemeindemitglieder zum Gebet. Ein Anbau der Moschee war am Dienstag abgebrannt. Die Polizei hat nun doch einen Hinweis auf Brandstiftung

Es leuchtet gelb, rot, blau und grün auf der Skalitzer Straße. Hunderte Paar Schuhe säumen den Fußgängerweg. Auf der Straße knien die Menschen auf bunten Matten und Teppichen, um zu Allah zu beten.

In einem Anbau der Mevlana-Moschee in Kreuzberg war in der Nacht zu Dienstag ein Feuer ausgebrochen. Wegen der dadurch verursachten Schäden versammeln sich am Freitag etwa 400 Gemeindemitglieder zum gemeinsamen Gebet auf der Straße. „Wir wollen zeigen, dass wir nicht aufgeben, sondern weitermachen. Irgendwann wird diese Moschee wieder stehen, um Frieden zu verbreiten“, sagt Nurcan Oguz. Sie besucht die Mevlana-Moschee seit mehr als 40 Jahren.

Nach Erkenntnissen vom Freitag schließt die Polizei Brandstiftung als Ursache nicht mehr aus. In der Moschee waren Spuren einer brennbaren Flüssigkeit gefunden worden. Die „Ermittlungsgruppe Skalitzer Straße“ wurde mit der Untersuchung betraut, sagte Polizeisprecher Stefan Redlich der taz. Bisher habe man jedoch keine weiteren Anhaltspunkte gefunden für diesen Verdacht. „Es gab keinerlei Hinweis auf ein gewaltsames Eindringen. Das spricht gegen einen Angriff von außen“, so Redlich.

Der Imam geht von Brandstiftung aus. Rassismus, sagt er, sei die Ursache für das Feuer. „Den Wert eines Menschen kann man nicht an seiner Herkunft oder seiner Kultur messen.“ Mit diesen Worten möchte er die Menschen dazu anhalten, ein Vorbild für andere zu sein.

Darüber rattert die U-Bahn

Mit geschlossenen Augen lauschten die Gemeindemitglieder im Nieselregen den Worten des Predigers. Während er spricht, rattert auf den Gleisen über ihm eine U-Bahn vorbei. Immer wieder gehen die Menschen auf die Knie, legen ihre Hände wie ein Dreieck flach vor den Körper. Dann beugen sie sich nach vorn und berühren mit der Stirn den Boden.

Auch viele von ihnen sind überzeugt, dass jemand den Brand gelegt hat. „Es kann nicht sein, dass mitten in der Stadt ein Gotteshaus abbrennt – egal ob es eine Kirche oder eine Moschee ist“, sagt ein junger Mann, der seinen Namen nicht nennen will. Auf seiner roten Jacke leuchtet das Wort „Galatasaray“. Er wünsche sich mehr Toleranz unter Menschen. „Ich bete für mich und meine Religionsbrüder, dass das Blutvergießen in der Welt endlich aufhört“. LISA OPITZ