Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Abend wird in der Linse in Lichtenberg über die sogenannte Wiedervereinigung geredet, und das aus – äh – berufenem Munde: Herbert Häber, der Referent, war nämlich unter anderem Leiter der Westabteilung beziehungsweise für Internationale Politik und Wirtschaft beim Zentralkomitee (ZK) der SED zuständig. Die Rolle der USA und der Sowjetunion soll nun an diesem Abend diskutiert werden und Sinn und Zweck und Schimpf und Schande des deutschen Zusammenkommens. Komisch, aber es fühlt sich verdammt so an, als ob man schon weiß, was erzählt werden wird. Morgen wird in der Lunte wieder mal über die Stadtumstrukturierung gesprochen, es geht nun um den „phantasievollen Umgang von Mietshausbewohnern in Bogotá mit der ihnen drohenden Entmietung ihres Hauses“, die mithilfe eines Films vorgestellt wird. Dieser wiederum bietet „eine sympathische Vision vom Triumph des Gemeinsinns über den Pragmatismus der Macht“, so sagen die Veranstalter_innen. Nun, wer’s braucht.

Am Mittwoch dann wird im sympathischen Tante Horst zu Kreuzberg über das Revisionsverfahren gegen den angeklagten Polizisten im Fall Oury Jalloh informiert, das derzeit vor dem Landgericht Magdeburg stattfindet. Die Oury-Jalloh-Soligruppe möchte mithilfe dieser Veranstaltung eine breite Öffentlichkeit herstellen. Da dieser Fall wirklich ein Skandal ist, ist diese Öffentlichkeit auch bitter nötig. Am Samstag dann wird noch einmal im Subversiv Solidarität eingeklagt, diesmal mithilfe einer Party, auf der es Folk, Ambient und Ska-Punk im lockeren Gemisch und live aufgeführt geben soll. Die Solidarität dient allerdings der „Antikapitalistischen Walpurgisnacht“, die auf diese Weise finanziert werden soll. Auch hier gilt wohl: Wenn’s wer braucht, muss ’s wohl stattfinden.

■ Wiedervereinigung: Linse, Parkaue 25. Mo., 18.30 Uhr

■ Gentrifizierung: Lunte, Weisestr. 53. Mo., 20.30 Uhr

■ Oury Jalloh: Tante Horst, Oranienstr. 45. Mi., 19.30 Uhr Uhr

■ Walpurgisnachtsoli: Subversiv, Brunnenstr. 7. Sa., 20 Uhr