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Archiv-Artikel

Lage in Fukushima bleibt weiterhin „unvorhersehbar“

ATOMRUINE Plutonium im Boden. Experte: Kampf gegen Kernschmelze kann Monate dauern

TOKIO dpa | Der Kampf gegen einen Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima kann noch Monate dauern. Japans Ministerpräsident Naoto Kan bezeichnete die Lage in der Atomruine am Dienstag im Parlament als „unvorhersehbar“. Im Boden um das Kraftwerk Fukushima I war zuvor hochgiftiges, radioaktives Plutonium entdeckt worden.

Die gemessene Plutoniummenge sei gering und für Menschen nicht gefährlich, erläuterte der AKW-Betreiber Tepco. Der hochgiftige Stoff wurde in Bodenproben festgestellt, die Tepco am 21. und 22. März nehmen ließ. Regierungssprecher Yukio Edano sagte dazu, die Lage sei „sehr ernst“, der Plutoniumfund sei ein Hinweis auf „einen gewissen Anteil schmelzender Brennstäbe“. Aus welchem der beschädigten Reaktoren das Plutonium stammt, ist nicht bekannt.

Am Kraftwerk selbst gingen die Arbeiten zum Entschärfen der Atomkrise weiter. Dabei macht das radioaktiv verstrahlte Wasser in Wassergräben und den Turbinenhäusern der Reaktoren den Einsatz lebensgefährlich. Es stand zeitweise bis zu einen Meter hoch in den Kellern der Turbinenhäuser von vier der sechs Reaktorblöcke in Fukushima I.

Hauptaufgaben sind das Abpumpen des Wassers, das Wiederherstellen der Stromversorgung und die Umstellung auf elektrische Pumpen. In den vergangenen Wochen mussten sich die Techniker wegen der Zerstörung des Kühlsystems mit einer Betonpumpe und Feuerwehrpumpen behelfen. Mindestens 19 Arbeiter wurden verstrahlt.

Der deutsche Atomexperte Michael Sailer warnte im Deutschlandfunk, dass die Arbeiter in dem schwer beschädigten AKW noch „viele Wochen, viele Monate“ gegen eine Kernschmelze kämpfen müssten. Der Fund von Plutonium an fünf Stellen bedeute, dass die Brennstäbe „entweder knapp unter der Kernschmelze oder in der Kernschmelze“ seien, sagte Sailer: „Plutonium geht erst bei sehr hohen Temperaturen raus.“ Der Wissenschaftler geht davon aus, dass die Techniker selbst nicht wissen, in welchem Zustand sich der Reaktorkern befindet.