familienfreundlichkeit : Es darf noch ein wenig mehr sein
Als Mutter oder Vater in Berlin wird man von Eltern, die anderswo leben, gerne mal beneidet. Meist sind das Eltern kleinerer Kinder, und meist denken sie dabei an die gute Ausstattung Berlins mit vorschulischen Betreuungsangeboten. Eltern von Schulkindern dagegen sind schon erheblich seltener Berlin-Fans: Zwar sind sie oft begeistert von dem tollen Veranstaltungsangebot für Kinder. Sie nehmen allerdings Gangsterfilme wie „Knallhart“ für bare Münze und haben deswegen Zweifel daran, ob ihre Sprösslinge den Schulbesuch hier überhaupt überleben können.
KOMMENTAR VON ALKE WIERTH
Doch das gute Kita- und Freizeitangebot scheint wenig dabei zu helfen, Menschen mit Kindern nach Berlin zu holen oder den bereits hier lebenden das Kinderkriegen schmackhaft zu machen. Nur in jedem vierten Haushalt leben Kinder – das ist eine Zahl aus einer Untersuchung über die Kinderfreundlichkeit, die auch sonst zu ernüchternden Ergebnissen kommt.
Zum Beispiel: Kitaplätze gibt’s – aber die eingeschränkten Öffnungszeiten lassen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dennoch eine Kunst bleiben. Das kulturelle Angebot auch für Kinder ist groß – groß ist aber auch die Zahl der Familien, die sich diese Angebote gar nicht leisten können. Eltern von Jugendlichen beklagen vor allem den hoffnungslosen Mangel an Ausbildungsplätzen.
Berlin investiert gern und viel in schöne Gebäude, große Events und Imagekampagnen. Fragen wie die der Familien-, der Kinderfreundlichkeit fallen dabei oft aber immer noch in die altbewährte Kategorie „Gedöns“.
Das ist eine teure Fehleinschätzung. Denn auch diese beiden Faktoren sind für viele Menschen wichtige Kriterien dafür, ob man hier leben, hier bleiben, hierherkommen möchte. Auch gute Schulen, auch bezahlbare Schwimmbadpreise, auch Jugendeinrichtungen sind Standortfaktoren.