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Archiv-Artikel

OFF-KINO

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Zwar zeigt das Zeughauskino David Leans epochales Monumentalwerk „Lawrence of Arabia“ (1962) in der Filmreihe zum Ersten Weltkrieg („Der globale Krieg“), doch weit mehr als ein Film über Krieg, Politik und britische Kolonialgeschichte ist „Lawrence“ der bildmächtig gestaltete Selbsterfahrungstrip eines Menschen am Rande des Wahnsinns. Allerdings gehen die selbstquälerischen Expeditionen des britischen Offiziers T. E. Lawrence (Peter O’Toole), der während des Ersten Weltkriegs die arabischen Stämme zum Aufstand gegen die Türken bewegt, statt mit der erhofften Seelenreinigung mit dem Verlust der moralischen Unschuld einher: Das Verhalten des narzisstisch veranlagten Lawrence nimmt zusehends immer messianischere und größenwahnsinnigere Züge an – und je besser sich Lawrence mit der Zeit kennenlernt, umso mehr schreckt er vor sich selbst zurück. Dass die Inszenierung überwältigender Landschaftsaufnahmen und dynamischer Schlachtenszenen in Technicolor und Super-Panavision-70 nicht allein auf Schauwerte hin angelegt ist, sondern das Drama um einen faszinierend-widersprüchlichen Charakter stets im Vordergrund bleibt, macht „Lawrence von Arabien“ zum besten aller Monumentalfilme (OF, 24. 8. Zeughauskino).

In der französischen Computeranimationsparabel „Jack und das Kuckucksuhrherz“ verbinden die Regisseure Stéphane Berla und Mathias Malzieu geschickt den „Gothic-Style“ von Tim Burtons Puppenfilmen mit einer Hommage an Regisseure wie Georges Méliès und Tod Browning („Freaks“) sowie – manchmal ziemlich rockigen – Musicalelementen. Erzählt wird die Geschichte des gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der Nähe von Edinburgh aufwachsenden Jack, dessen Herz kurz nach seiner Geburt gegen eine Uhrenmechanik getauscht wurde. Um diese nicht zu gefährden, darf er sich niemals verlieben – doch kaum hat er die Sängerin Miss Acacia – reizend, kurzsichtig und im knallroten Kleid – kennengelernt, ist es auch schon um ihn geschehen, und die Liebe zu Acacia wird zum Auslöser einer Suche nach Anerkennung in einer feindlichen Welt. Fantasievoll und komplex (22., 24. 8. Union; 23., 24. 8. Babylon Mitte; 25. 8. Freiluftkino Rehberge).

So kann es gehen: Statt des ursprünglich geplanten Sozialdramas um das Leben einer Prostituierten bei Disney/Touchstone eine moderne „Aschenputtel“-Variante – damit erzielte „Pretty Woman“ (1989) einen gewaltigen kommerziellen Erfolg. Und die damals noch unverbrauchte Julia Roberts, die den Film mit fröhlicher Lebendigkeit trägt, avancierte für die kommenden anderthalb Jahrzehnte zum größten weiblichen Filmstar Hollywoods (22. 8. Nomadenkino Open Air Gropiusstadt).