: Made in China
Der Film „China Blue“, der heute anlässlich des Frauentages gezeigt wird, bietet Einblicke in das Leben von Arbeiterinnen in einer chinesischen Jeansfabrik
Was ihn jeden Morgen aufstehen lässt, so der Regisseur Micha X. Pelebs, sei seine Wut. Auf multinationale Unternehmen, die sich für nichts anderes als den Profit interessieren; die durch die Kontrolle der Medien Sorge dafür tragen, dass eingehende Untersuchungen ihrer Praktiken selten vorkommen. Die einzig angemessene Antwort darauf lautet für ihn, „Filme zu machen, die zeigen, was sie uns vorenthalten“. Bereits vor vier Jahren lieferte der in Israel geborene und aufgewachsene Regisseur mit „Store Wars: When Wal-Mart Comes To Town“ eine solche Antwort. In seinem jüngsten Dokumentarfilm setzt sich Pelebs nun mit der Produktion von Jeans in chinesischen Fabriken auseinander.
„China Blue“, der heute Abend anlässlich des Internationalen Frauentages im Dorothee-Sölle-Haus gezeigt wird, porträtiert das Leben der 20-jährigen Jasmin, die wie 130 Millionen Menschen in China ihre Heimat verlassen hat, um in den Städten Geld zu verdienen. Der Film begleitet Jasmin und zwei ihrer Freundinnen bei ihrem Arbeitsalltag in einer Jeansfabrik. 14 Stunden arbeiten die drei jeden Tag der Woche für den Hungerlohn von zwei Euro – und wird eine Lieferung zeitlich knapp, arbeiten sie die Nacht durch – ohne Bezahlung. Den größten Teil ihres Einkommens schickt Jasmin an ihre Familie. Für den Rest kauft sie Medikamente, um den extremen Schlafmangel und ihre Magenprobleme auszuhalten.
Vorgelesene Tagebucheinträge Jasmins und die ständige Präsenz der Kamera – die Aufnahmen waren dabei größtenteils nur versteckt möglich – vermitteln intensive Bilder von den Arbeits- und Lebensbedingungen der Frauen. Erzählt wird aber nicht nur vom Leben der Arbeiterinnen und dem Fabrikbesitzer, sondern auch von den Auftraggebern in den so genannten westlichen Industrieländern, deren durch Preis- und Zeitvorgaben erzeugter Druck letztlich an die Frauen weitergegeben wird. Dadurch zeigt Pelebs Film auch die Verbindung zu „westlichen“ Firmen auf – und zu „uns“ als deren KonsumentInnen.ROBERT MATTHIES
Do, 8. 3., 20 Uhr, Dorothee-Sölle-Haus, Königstr. 54