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Archiv-Artikel

Jemens Opposition: Geduld und Wille

ARABISCHE WELT Wieder demonstrieren in Jemen Hunderttausende gegen den Präsidenten. Auch in Syrien wollten die Menschen ihre Enttäuschung über die Rede von Präsident Assad vom Mittwoch zeigen

SANAA/ISTANBUL dpa | Hunderttausende Menschen haben am Freitag im Jemen sowohl für als auch gegen den seit 32 Jahren regierenden Präsidenten Ali Abdullah Saleh demonstriert. Auf dem Tahrirplatz in Sanaa sagte ein muslimischer Geistlicher zu tausenden Saleh-Gegnern: „Unsere Revolution ist friedlich und wird friedlich bleiben.“ Mit der Starrsinnigkeit, mit der er sich gegen seinen Rücktritt sträube, fordere Saleh „die Geduld und den starken Willen“ der Protestbewegung heraus. Einen geplanten Marsch zum Präsidentenpalast hatte die Opposition abgesagt, um eine weitere Zuspitzung der Lage zu verhindern.

Der bedrängte Staatschef mobilisierte seine eigenen Anhänger zu einer Sympathiekundgebung auf einem anderen Platz in Sanaa. In einer kurzen Ansprache rief er: „Mit meinem Blut und meiner Seele werde ich diesen Volksmassen dienen!“ Die Opposition hatte an diesem Tag zu Protesten unter dem Motto „Freitag der Rettung“ aufgerufen. Saleh wiederum ließ unter der Parole „Freitag der Solidarität“ demonstrieren.

Am vergangenen Freitag war es in der Hauptstadt Sanaa trotz großer Kundgebungen für und gegen den Staatschef zu keiner neuen Gewalt gekommen. Am Freitag vor zwei Wochen hatten Heckenschützen des Regimes in eine Menge von Saleh-Gegnern geschossen und dutzende Menschen getötet. Insgesamt starben bei den Angriffen auf die Proteste bislang knapp 100 Menschen, über 1.000 weitere wurden verletzt.

Auch in Syrien war am Freitag erneut zu Protestkundgebungen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad aufgerufen worden. Der im Exil lebende Generalsekretär der syrischen Muslimbruderschaft, Riad al-Schafka, sagte am Freitag vor der Presse in Istanbul, Assad habe viele Syrer mit seiner Rede vor dem Parlament am Mittwoch vor den Kopf gestoßen. „Sie haben jetzt jede Hoffnung verloren.“ Die Muslimbruderschaft ist die einzige gut organisierte syrische Oppositionsgruppe.

Die syrischen Behörden haben unterdessen Sirin Payzin, eine Journalistin des türkischen TV-Senders CNN Türk, ausgewiesen. Das berichtete der Sender am Freitag. Anderen Journalisten wurde gesagt, sie dürften Damaskus nicht verlassen.