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„Böse angesehen“

betr.: „Mit der Kippa durch Berlin“, taz vom 2. 3. 07

Der Bericht von Richard Rother über das Experiment, mit einer Kippa durch Neukölln zu gehen, war auf mehreren Ebenen interessant.

Zunächst kam die beabsichtigte Botschaft an, dass für Juden in Deutschland kein unbeschwertes Bewegen in der Öffentlichkeit möglich ist. Aber die Erfahrungen Rothers geben das nicht her. Er interpretiert ausschließlich Blicke, er wird „verwundert“, „nicht offen“, „wenig freundlich“ oder gar „böse“ angesehen. Sofern tatsächlich eine Interaktion mit jemandem stattfindet, wird Rother (dem Anschein entsprechend) als Jude bezeichnet, oder er wird sogar ausgesprochen freundlich behandelt. Das Gefühl von „sich nicht trauen“ und „Angst“ trägt Rother von sich aus in die Situation.

Und: Was Rother nicht weiß, ist, dass Frauen als solche sich häufig genau so fühlen, wie er es hier beschreibt! Gerade um sich vor derart empfundenen Blicken zu schützen, tragen viele Musliminnen ja ihr Kopftuch. Meinerseits gehe ich bei Hunger jederzeit ohne Kopftuch in eine Dönerbude voller „arabisch-türkischer“ Männer, niemals auf eine „German-Party“, aber zu jeder Tag- und Nachtzeit allein in Nebenstraßen nach Hause (ich wohne in einer entsprechenden Gegend). Allerdings halten das alle anderen Frauen, die ich kenne, für unverantwortlichen Leichtsinn. MYNAH PLATHE, Hamburg

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