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Archiv-Artikel

Thermometer, Schwingungsmesser, Radargeräte

WISSENSCHAFT Auch mit modernsten Sensoren können Experten nicht genau voraussagen, wann und wie ein Vulkan ausbricht

Von THSC

BERLIN taz | Vulkane sind eine andauernde Bedrohung für die Bevölkerung: Denn sind Asche und Glutlawinen erst einmal ausgetreten, ist es meist zu spät, um zu reagieren. Doch bei der Vorhersage tun sich Wissenschaftler selbst mit modernsten Sensoren schwer.

Nur die drängendste Frage – Kann ein Vulkan überhaupt noch ausbrechen? – vermögen Geophysiker wirklich schnell zu beantworten. Weltweit gelten rund 1.350 Vulkane als „aktiv“: Sie sind innerhalb der letzten 10.000 Jahre mindestens einmal eruptiert. Lavaaustritte aus anderen Kratern oder vulkanischen Gebirgen sind unwahrscheinlich. In Island beobachten Experten derzeit 31 „aktive“ Vulkane.

Auch in vielen anderen Vulkanregionen der Welt sind vorsorglich Beobachtungsposten eingerichtet worden. Die Weltorganisation der Vulkanobservatorien zählt derzeit fast 80 Forschungsstationen. Dort zeichnen Thermometer, Neigungsmesser, Schwingungsmesser oder spezielle Radargeräte rund um die Uhr Daten auf. Abgelegenere Vulkane werden mittels Satellitenbildern überwacht. Um Ausbrüche vorhersagen zu können, tauschen sich die Observatorien ständig aus, etwa über die EU-geförderte Datenbank Geowarn.

Als typisches Vorzeichen eines nahenden Ausbruchs gilt etwa eine Häufung kleinerer Beben innerhalb kurzer Zeit oder die Zunahme von Kohlendioxid, Fluor oder Schwefeldioxid in austretenden Gasen. Dennoch ist es schwer, daraus einen zeitlichen Verlauf genau vorherzusagen. Grund: Die Vulkane sind sehr unterschiedlich, zudem liegen für jeden einzelnen häufig viel weniger Daten aus seiner aktiven als aus seiner inaktiven Phase vor. Weltweit sind pro Jahr im Schnitt nur 70 Vulkane aktiv.

Ähnlich wie bei Erdbeben versucht man auch die Stärke von Vulkanausbrüchen vorherzusagen. Anhand der Menge der ausgestoßenen Asche und der Höhe der Aschewolke lässt sich etwa ein Explosivitätsindex errechnen. Doch er sagt nur bedingt etwas darüber aus, wie sich die Wolke verhält: Beim Ausbruch des Eyjafjallajökull in Island vor vier Jahren etwa konnte zwar die ungefähre Ausbreitung recht gut vorhergesagt werden, doch die für die Luftfahrt wichtigen Prognosen über die Dichte der Wolke lagen weit daneben. Forscher des Volcanic Ash Advisory Centre in London stellten hinterher in Simulationen fest: Kennt man die Ausgangsbedingungen eines Ausbruchs nicht bis ins kleinste Detail, lässt sich eine solche Dichteverteilung auch nicht verlässlich vorhersagen. THSC