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Archiv-Artikel

swb in Hamburg günstiger

STROMTARIFE In mehreren norddeutschen Städten wirbt die swb neue Kunden und bietet bis zehn Prozent günstigere Preise als in Bremerhaven

Von JPB
Was zahlt Familie M.?

Eigentlich sollte überall Strom drin sein, wo swb draufsteht. Offenbar nicht:

In Bremerhaven zahlt eine Familie bei der swb für 4000 Kilowattstunden pro Jahr 976,36 Euro – Grundpreis 6,33 pro Monat und 22,51 Cent/kwh.

In Hamburg wird dieselbe Familie zur swb gelockt mit 50 Euro Wechselprämie und Kosten von 823 Euro im ersten Jahr: Der Grundpreis beträgt 3,71 Euro, die Kilowattstunde 20,71 Cent.

In Lübeck käme derselbe Strom auf 865,80 Euro, in Rostock auf 874 Euro, in der Stadt Bremen auf 927,60 Euro, in Lüneburg 878,40 Euro – außerhalb Bremens immer inklusive Wechselprämie.

„Es ist ein Skandal, dass die swb in Hamburg einen Tarif anbieten kann, der günstiger ist als der für ihr eigenes Klientel“, sagt Irmgard Czarnecki von der Bremer Verbraucherzentrale. Seit Anfang des Jahres bietet die swb Bremerhaven auch Strom in Hamburg an. Der ist dort für eine Familie in einem Jahr rund 100 Euro günstiger als für die eigenen Kunden in Bremerhaven. Mit 872,92 Euro für 4000 Kilowattstunden im Jahr ist die swb Bremerhaven im Preisvergleich auf dem Internetportal „verivox.de“ dort sogar die Nummer eins, wenn man die als unseriös geltenden Tarife mit Kaution und Vorkasse aussortiert.

Die Unterschiede hingen mit den Preisbestandteilen zusammen, so ein Sprecher der swb. „Der Strompreis besteht nicht nur aus dem Einkaufspreis, sondern auch aus Steuern und Gebühren für die Netzdurchleitung.“ Dies erkläre man auch Bremerhavener Kunden, die über den günstigen Strom in Hamburg verärgert sind. Und verärgert sind sie schon länger, denn auch im Vergleich zu Bremen waren in der Schwesterstadt die Preise immer höher. „JedesMal, wenn die swb die nächste Preiserhöhung erklärt, sagen sie das Gleiche“, so Czarnecki. Nämlich, dass die Netze in Bremerhaven so teuer seien, weil die auf Zuwachs für eine künftige Millionenstadt ausgelegt waren. Und wegen der Konzessionsabgabe der Kommune.

„Es geht uns um die Gewinnung von Neukunden“, so der swb-Sprecher. Und das nicht nur in Hamburg, sondern auch in Lübeck, Rostock, Kiel und Lüneburg. Die Angebote dort sind um mindestens 50 Euro im Jahr günstiger als in Bremerhaven. Dazu gibt es noch einen einmaligen Neukundenbonus über 50 Euro. Im Internet taucht der für Bremen und Bremerhaven nicht auf. Den gebe es hier aber ebenfalls, so der swb-Sprecher. „Hier heißt der Rückkehrerbonus.“ Dass ausgerechnet die swb Bremerhaven als Stromanbieter in anderen Städten auftrete, habe rein verwaltungstechnische Gründe. „Wir hätten auch eine Tochterfirma gründen können.“

Für Irmgard Czarnecki sind die günstigen Angebote in den anderen Städten ein Beweis, dass noch eine Menge Luft in den Preisen ist. „Die swb vertraut darauf, dass die Leute in Bremerhaven nicht wechseln.“

Doch das wäre die einzige Möglichkeit, beim Stromtarif Geld zu sparen. Denn um die günstigen swb-Preise aus Hamburg zu genießen, weiß auch der swb-Sprecher nur einen Rat: umziehen. JPB