Keinen Cent für frische Farbe

Noch ehe die Studiengebühren da sind, gibt das Uni-Präsidium sie teilweise schon wieder aus: Zwei Millionen Euro fließen in bessere Betreuung, trotzdem werde nicht alles sofort besser

VON KAIJA KUTTER

Noch weiß die Hamburger Universität nicht, wie viel Geld durch die Studiengebühren künftig zusammenkommt. Denn überwiesen werden müssen die 500 Euro, die ab dem 1. April fällig sind, erst zum 15. Juni. Auch brütet Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) noch über einer Regelung für Härtefälle. Gleichwohl gab das Uni-Präsidium gestern schon mal sieben Millionen Euro aus dem erwarteten Aufkommen frei: je eine für jede Fakultät, dazu eine weitere für die Zentrale, um für „spürbare Verbesserungen der Lehre zu sorgen“, so Vize-Präsident Holger Fischer.

„Wir haben die Anträge der Fakultäten gründlich durchgeflöht, damit nichts dabei ist, was anrüchig ist“, sagte Fischer gestern. Frische Farbe für die Wände bei den Wirtschaftswissenschaftlern soll deshalb aus dem Bauetat bezahlt werden – und nicht vom Gebührenkonto. Denn derlei gehört für Fischer „nicht streng zur Lehre“. Das Präsidium sehe sich als „Treuhänder des studentischen Geldes“, und werde „regelmäßig Rechenschaft ablegen“.

Zwei Millionen Euro der ersten Tranche sollen in „verbesserte Betreuung“ fließen. Davon werden Lehrkräfte eingestellt, Lehraufträge vergeben und auf Anhieb 500 Studierende als zusätzliche Tutoren engagiert. Bisher gab es rund 1.250 Tutoren, es steigt also die Chance für Studierende, auf Menschen zu treffen, die mit ihnen sprechen. Dennoch würden die Bedingungen einer Massenuniversität „nicht sofort abgestellt“, sagte Fischer.

Zweimal 700.000 Euro sollen zur Schulung des Lehrpersonals und zur Attraktivitätssteigerung eingesetzt werden. Sprachkurse werden wieder kostenfrei. Nochmals 2,2 Millionen Euro gehen in die „Infrastruktur“: verlängerte Bibliothekszeiten, neue Bücher, moderne Laborplätze und mehr PC-Zugänge. Was übrig bleibt, rund 900.000 Euro, soll Service und Beratung verbessern.

Langfristig rechnet die Uni mit sehr viel höheren Einnahmen: Wenn 40.000 Studierende 1.000 Euro im Jahr zahlen, sind das theoretisch 40 Millionen Euro. Davon entfällt aber mindestens ein Viertel für Gebührenbefreiungen: Nichts zahlen müssen Doktoranden, Eltern mit jungen Kindern, Menschen mit „studienerschwerenden Behinderungen“, besonders Begabte sowie Studierende aus Nicht-EU-Ländern, die keinen Kredit bekommen. Offen ist Fischer zufolge auch, ob es darüber hinaus „100 oder einige 1.000“ soziale Härtefälle gibt – je nachdem, was der Senator entscheidet. Konservativ geschätzt rechnet die Uni mit 25 Millionen Euro im Jahr, wovon 65 Prozent an die Fakultäten gehen, 15 Prozent für uniweiten Service und 15 Prozent für Investitionen veranschlagt sind. 1,25 Millionen Euro werden für „Overheadkosten“ bereitgehalten.

Bei den Investionen gebe es eine Antragsliste, die in zwei Jahren abgearbeitet sei, sagte Fischer. Erschöpfen würden sich die Möglichkeiten Geld auszugeben aber gewiss nicht: Die verfügbare Summe, sagte Fischer, „ist in etwa das, was uns seit Jahren für gute Lehre fehlt“.