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Klima & WandelWir Neandertaler

Es ist ein hübscher Zufall, dass der Neandertaler vor 150 Jahren am Rande des rheinisch-westfälischen Industriereviers aufgefunden wurde – bei der Rohstoffsuche stießen sie auf den Urahn. Heute sind auch Kohle und Hütte von gestern. Doch die Montanindustrie hat eine Hypothek hinterlassen – ihren Kraftwerkspark. Und so wird bei der Verstromung von Kohle in NRW mehr klimaschädliches CO2 ausgeschieden als in ganz Frankreich. Sind wir noch zu retten?

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Klar doch. Der Klimawandel ist ja kein Weltuntergang, sondern eine Veränderung der Lebensbedingungen. Er bedroht Küstenbewohner, er sorgt für mehr unbewohnbare Weltgegenden, er bringt auch unseren Breiten neue Risiken durch Stürme, Hitze, den Abschied vom gemäßigten Klima. Weil das viel Geld kosten wird, hat ein Wettrennen begonnen gegen den Klimawandel. Am besten gewinnt man das durch weniger CO2. Doch dabei macht NRW keine gute Figur.

Gerechterweise muss man sagen, hier ist das schwerer als andernorts: In den 50 NRW-Kohlekraftwerken wird Strom erzeugt, der auch andernorts verbraucht wird. Im Land sitzen zwei wichtige Stromkonzerne, die Interessen an den Kraftwerken haben und politisch verzahnt genug sind, diese Interessen auch durchzusetzen. Und für Offshore-Windparks ist NRW nun einmal nicht geeignet.

Trotzdem muss eine Klimabilanz für NRW schlecht ausfallen: Mit windigen Argumenten versucht die Landesregierung, die schmutzige Braunkohle vor Umweltauflagen zu beschützen. Zugleich ketten sich Politik und Wirtschaft auf Jahrzehnte an die fossile Verbrennung durch den Neubau von Kohlekraftwerken. Schließlich: Statt die regenerative Kompetenz zu betonen, setzt nicht nur Windbauer und Umweltminister Eckhard Uhlenberg auf Atomkraft – zur Klimaschonung sagen die Regierenden, ohne rot zu werden. Ernsthafte Klimaschutzpolitik ist das nicht.

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