: Die Zusammenspielerin
Als neue Direktorin der Kestnergesellschaft Hannover ist nun Christina Vegh berufen worden. Die 1970 in Zürich geborene Kunsthistorikerin wird im Mai nächsten Jahres die Leitung des Kunstvereins übernehmen. Damit steht zum ersten Mal eine Frau an der Spitze des 1916 gegründeten Hauses. Der bisherige Chef Veit Görner hatte im Frühjahr überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben. „Mit 60 Jahren ist man für ein solches Amt einfach zu alt“, hatte er erklärt. Görner leitete die Kestnergesellschaft 12 Jahre lang.
Die Kestnergesellschaft gehört mit gut 3.500 Mitgliedern zu den größten Kunstvereinen bundesweit. Das Programm ist renommiert und von nationaler wie internationaler Bedeutung. In den letzten Jahren waren dort wichtige Ausstellungen zeitgenössischer Künstler wie Rebecca Horn, Cindy Sherman und Richard Prince zu sehen. Aktuell hängen in den Räumen des ehemaligen Schwimmbads Arbeiten von Jeff Wall, Andreas Gursky und Neo Rauch.
Das Besondere an der Arbeitsweise der Kestnergesellschaft ist vielleicht die Art der engen Zusammenarbeit mit den Künstlern, in der die Ausstellungen entstehen. Oft entstehen künstlerische Arbeiten eigens für die Räume. So hat Santiago Sierra 2005 eine ganze Halle mit Schlamm aus dem Hannoveraner Maschsee angefüllt.
Dies beschreibt die Arbeitsweise von Christina Vegh. Prozess und Kontinuität sind ihr wichtig. Entsprechend möchte sie sich nicht heute schon auf ein konkretes Programm für ihr erstes Amtsjahr festlegen. „Das muss ich gemeinsam mit meinem Team entwickeln“, sagt sie. Das klingt fast ein wenig basisdemokratisch. „Ich plane ja keine Alleinherrschaft“, sagt sie. Ein Zusammenspiel etablierter und neuerer Positionen schwebt ihr vor, mehr als eine Aneinanderreihung müssten Ausstellungen aufeinander bezogen sein.
Wichtig ist der neuen Direktorin auch die Zusammenarbeit mit den anderen Kunsthäusern der Stadt. „Kestner, Sprengel und Kunstverein sind international bekannt“, sagt Vegh. Umso besser sei es, dass alle drei Häuser nun mit einer neuen Leitung dastehen. In der Vergangenheit haben die drei Institutionen bereits die erfolgreiche Kunstschau „Made in Germany“ veranstaltet.
Veth hatte 2004 die Leitung des Bonner Kunstvereins übernommen und in ihre Zeit fällt die Öffnung des Gebäudes außen – mit Lesesaal und Café. Aber auch bedeutende Ausstellungen von Künstlern wie John Baldessari, Ed Atkins und Monika Baer. RADEK KROLCZYK