Der 1. Mai macht alle kirre

Linke, Grüne, CDU und der 1. Mai

VON GEREON ASMUTH

Da gibt es also einen Mitarbeiter der Linksfraktion im Bundestag, der sich als Anmelder der radikalen 1.-Mai-Demo hergibt. Kaum wird das bekannt, zieht er den Schwanz ein und die Anmeldung zurück – um Schaden von der Partei abzuwenden. Blöd? Schön blöd! Denn dass so eine Aktion ein gefundenes Fressen für die politische Konkurrenz ist, müsste sich langsam rumgesprochen haben.

Das macht die Reaktionen von der CDU bis zu den Grünen um keinen Deut besser. Wer wie die Union den Dreisatz „Linke gleich Demo gleich Gewalt“ verkündet, begibt sich aufs Glatteis. Zwar kam es an vielen 1.-Mai-Abenden zu Randale, aber in den vergangenen Jahren eher selten direkt aus der Demo heraus. Die jüngsten Ausschreitungen hingegen gab es nach einer Demo am Mittwoch. Da randalierten Feuerwehrleute – die bei ihrem Anliegen von der CDU unterstützt werden. Auch die Grünen machen sich angreifbar, wenn sie der Linkspartei vorwerfen, Proteste mitzutragen, obwohl diese doch regiert. Da möchte man glatt, dass die Grünen demnächst im Senat sitzen. Schon um zu sehen, wie sie es schaffen, all ihre Fähnchen aus den Demos herauszuhalten.

Mut fehlt auch der Linken

Die Demo wird so oder so stattfinden. Daher wäre es spannend, wenn ein Politiker der Linken den Mumm hätte, den Protestzug anzumelden. Nicht heimlich, sondern ganz offensiv. Das würde der Polizei einen vernünftigen Ansprechpartner garantieren. Und es wäre ein Zeichen an die Teilnehmer, dass es nicht um Gewalt, sondern um politische Ideen gehen soll. Aber so mutig ist nicht mal die Linke, zumindest nicht im Wahlkampf.