leserinnenbriefe :
Erdbeben verboten!
■ betr.: „Bundesregierung will Klimagift vergraben“, taz v. 14. 4. 11
ein sicheres endlager für radioaktive stoffe ist offenbar kaum zu finden, aber unsere regierung hat schon eines für kohlendioxid. einfach in die erde damit. keinen regt das auf, dass das gas für immer giftig bzw. erstickend ist (plutonium nur ein paar millionen jahre), unter hohem druck steht und sich ganz ohne fremde hilfe bei einem kleinen riss im boden (erdbeben verboten!) wie ein tödlicher film über die landschaft legt. CO2 ist schwerer als luft und wird im ernstfall (den es ja praktisch nie gibt, wie uns die atomtechnik lehrt) hunderttausende menschen in der umgebung umbringen. eine zukunftstechnologie, herr brüderle? geht’s denn noch?
HARALD KLAUSMANN, Groß-Gerau
Schlicht unethisch
■ betr.: „Ein ungewöhnlicher Tag“, taz vom 15. 4. 11
Zur Bewertung der PID hat der Reproduktionsmediziner Elmar Breitbach in Spektrum der Wissenschaft aus medizinethischer Sicht das entscheidende Argument formuliert: „Nüchtern betrachtet, gibt es Erkrankungen, die mit hoher Sicherheit während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt zum Tod führen und durch die PID im Embryonalstadium ausgeschlossen werden können. Den Eltern nicht die Möglichkeit zu geben, sich und ihrem Kind dieses Schicksal zu ersparen, ist in diesen eindeutigen Fällen schlicht unethisch.“ (www.wissenschaft-online.de/artikel/1069198, dort der vollständige Text).
Man kann dem noch hinzufügen, dass auch ein eingeschränktes Verbot der PID ein sehr elementares und allgemeines Recht des mündigen Bürgers verletzt, nämlich eine Entscheidung von einiger Tragweite in Kenntnis der damit verbundenen Risiken zu treffen und mit der Möglichkeit, diese zu vermeiden. Warum soll der Bürger beim Kauf von Finanzprodukten dieses Wissen haben, die Banken werden beim Verkauf sogar vom Gesetzgeber zur Information darüber gezwungen, nicht aber bei der Erzeugung eines Kindes? Obendrein trifft ein Verbot nur jene Paare, die sich eine PID im Ausland, etwa in Belgien (Kosten 4.500 Euro) nicht leisten können. Und dass all die Argumente, welche die Würde des Embryos so hoch hängen, sich ganz wunderbar eignen, das mühsam erstrittene Recht auf Abtreibung wieder zurückzudrehen, sollte den Vertreterinnen der Frauenbewegung zu denken geben. Die Kirchen und ihre Helfershelfer in den Parlamenten warten doch nur auf eine solche Möglichkeit zum Rollback. Prof. Dr. THEODOR EBERT, Erlangen
Nichts weniger als ein Skandal
■ betr.: „EU erlaubt gefährliches Ackergift“, taz vom 15. 4. 11
Leider verlässt sich die Europäische Kommission meist auf die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, der die Sicherheit der Lebensmittel aber weniger wichtig ist als die Belange der Chemiefirmen.
Neben Schädigungen für den Menschen beeinträchtigt der Einsatz synthetischer Pflanzenschutzmittel auch die Biodiversität in der Agrarlandschaft ganz erheblich. Darüber hinaus wird auch der Einsatz der Pestizide als einer der Faktoren für das Bienensterben angesehen. Vorab vor dem Inkrafttreten der neuen EU-Richtlinien eine Verlängerung der Genehmigung einer dann nicht mehr genehmigungsfähigen Chemikalie zu gewähren wäre nichts weniger als ein Skandal. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Kungeln mit Energiemonopolisten
■ betr.: „Das Zeitspiel der Kanzlerin“, taz vom 16. 4. 11
Der letzte Satz lautet: „Merkel wartet ab. Worauf?“ Ist doch ganz einfach. Es ist mit den Energiemonopolisten noch nicht ausgekungelt, wie diesen ihre Marktanteile unter größter Profiterhaltung auch in Zukunft gesichert werden. Zudem vermute ich, dass in irgendeiner Zimmerecke von Merkels Behausung der Spruch hängt: „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“ Klar scheint mir jetzt schon zu sein: Der Steuerzahler kommt mit 50 Milliarden erst mal für die Sanierung marodet Netzleitungen auf genauso wie für die Sicherung von Castortransporten und den Kosten für Zwischenlagerprobleme. An zu wenig Netzleitungen kann es kaum liegen, der Saft konnte doch bislang auch verteilt werden. Strom für erneuerbare Energien benötigt keine anderen Leitungen als Strom aus AKWs. ULRICH WINKELEWSKI, St. Katharinen
Null Ahnung vom Arbeitsrecht
■ betr.: „Das Arbeitsrecht erodiert“, Interview mit der Politikprofessorin Britta Rehder, taz vom 11. 4. 11
Leider muss ich den Inhalt des Interviews bestätigen. Im Mai 2010 fand eine Güteverhandlung vor dem Frankfurter Arbeitsgericht zwischen meinem Arbeitgeber und mir statt. Mir wurde nach 37 Jahren gekündigt. Die Arbeitsrichterin machte einen Abfindungsvorschlag und der Gegenseite klar, dass die Abfindung auch höher ausfallen kann …
Im November 2010 war die Gerichtsverhandlung zur Beschlussfassung, nur war plötzlich am Arbeitsgericht ein Richter aus dem Verwaltungsgericht. Die Arbeitsrichterin war krank. Dieser Verwaltungsrichter monierte die Abfindung als viel zu hoch und sagte mir, dass ich dankbar sein solle. Mir und meiner Anwältin kam das Grausen. Der Richter hatte null Ahnung vom Arbeitsrecht.
BEATE B. REITZ, Frankfurt am Main