: Das Büro für antimilitaristische Maßnahmen (BamM!)
BamM – eine antimilitaristische Gruppe lässt es gerne durch radikale Militärkritik medial knallen
■ Plakate: Voting zum antimilitaristischen Plakatwettbewerb. Aktuell kann auf der Webseite des „Büros für antimilitaristische Maßnahmen“ über 6 neue Plakatmotive abgestimmt werden. Die Aktion läuft noch bis zum 1. Mai. Aber Vorsicht, einige Motive haben es in sich. ■ Termin: Der nächste antimilitaristische Abend findet am 27. Mai statt.
■ Im Netz: www.bamm.de
Satirische Provokation und radikale Militärkritik sind die Markenzeichen des Büros für antimilitaristische Maßnahmen (BamM!). Um ihren Protest gegen die Kriegseinsätze der Bundeswehr zum Ausdruck zu bringen, setzte die Gruppe aus Berlin immer wieder auf medienwirksame Aktionen. Unter anderem sorgten zwei ihrer Plakate für große Aufregung, auf denen die AktivistInnen den Tod von Bundeswehrsoldaten auf die Schippe nahmen. Besonders provokativ war das Plakat ihrer Aktion „Tag Y“ von 2010. Unter dem Motto „Feste Feiern wie sie fallen“ rief die Gruppe dazu auf, den Tod des nächsten Bundeswehrsoldaten am Bundeswehr-Ehrenmal in Tiergarten mit Schampus zu begießen. Heftig waren auch die Reaktionen. Es folgten Hausdurchsuchungen und Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung, die Bild-Zeitung druckte das Plakat auf der Titelseite ab.
Im Rahmen eines Plakatwettbewerbs sucht eine Arbeitsgruppe des BamM! momentan nach einem würdigen Nachfolger für die beiden Plakate und erhofft sich ein ähnliches Medienecho wie zuvor. „Satire, Sarkasmus und Provokation sind die Instrumente, die unsere antimilitaristischen Motive in der Öffentlichkeit verankern sollen“, heißt es im Aufruf des Wettbewerbs. Das Motiv der Plakataktion ist klar definiert: Es soll eine Ablehnung in der Bevölkerung gegen den Bundeswehreinsatz erzeugt werden. „Wir wollen die Bevölkerung wachrütteln und die Bundeswehr gesellschaftlich delegitimieren“, formulierte Frank Brendle, der sowohl bei BamM als auch bei der Berliner DFG-VK mitmacht, als Hauptziele der Gruppe.
Dabei bediente sich die Gruppe verschiedenster Aktionsformen: Neben der Publikation satirischer Plakate organisierte das BamM! Proteste gegen Bundeswehrgelöbnisse, besetzte das Berliner Kreiswehrersatzamt, führte Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen durch und leistete Beihilfe zur Musterungs- und Totalverweigerung.
Hinter diesen Aktionen verbirgt sich in der Regel eine radikale Kritik am Militarismus. Zurzeit stehen drei Themen im Fokus der Kritik des BamM!: Zunächst einmal positioniert es sich gegen die Gedenkpolitik der Armeeführung und der Politik und der damit einhergehenden Heroisierung von Bundeswehrsoldaten. Diese manifestiert sich nicht nur in der Errichtung von Ehrenmalen, sondern auch auch in offiziellen Trauerritualen. Deshalb begleitete das BamM! mit ihren Aktionen die Einweihung des Ehrenmals der Bundeswehr für gefallene Soldaten 2009 in Berlin und beobachtet auch sonst äußerst kritisch staatliche Militärtrauerveranstaltungen. Ein weiterer wesentlicher Themenkomplex, mit dem sich das BamM auseinandersetzt, ist Bundeswehr an der Schule.
Jedes Jahr besuchen Wehrdienstberater und Jugendoffiziere deutsche Bildungseinrichtungen, um neue SoldatInnen zu rekrutieren und den SchülerInnen die angebliche Notwendigkeit der Bundeswehr klar zu machen. Wie die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Links-Fraktion bekannt gab, erreichte die Bundeswehr mit ihrer Propaganda 2009 400.000 und 2010 fast eine Million SchülerInnen in ganz Deutschland.
Das BamM! beobachtete, dass sich die Bundeswehr vor allem an Jugendliche aus bildungsfernen Familien wendet und versucht deshalb gemeinsam mit LehrerInnen aus den Gewerkschaften Ver.di und GEW Aufklärungsarbeit in den betroffenen Schulen zu leisten.
„Die Bundeswehr heuert bevorzugt von Armut bedrohte, schlecht ausgebildete Jugendliche an, die dann in den Kriegseinsätzen den Kopf für die wirtschaftlichen Ziele der Konzerne hinhalten sollen“, empörte sich Brendle.
Der letzte wesentliche Themenkomplex ist der Afghanistan-Einsatz. In einer Diskussionsveranstaltung vom 25. März, die im Rahmen der antimilitaristischen Abende stattfand, beschäftigte sich BamM! mit der Frage, was die Nato am Hindukusch sucht. Die Gruppe ist der Meinung, dass es dem Militärbündnis längst nicht mehr um die Sicherheit geht. Vielmehr seien geopolitische Vorteile gegenüber China und Russland entscheidend. Außerdem könnte die Nato ihre Glaubwürdigkeit als internationaler Akteur verlieren, wenn sie sich einfach aus Afghanistan zurückziehen würde. „Deshalb fordern wir erst recht, dass Deutschland diesen Krieg verlieren muss“, resümierte Brendle.
Wer Satire und inhaltliche Kritik mag, kann sich dem BamM! gern anschließen. „Wir freuen uns über Leute, die uns Input geben und sich an unseren Aktionen beteiligen wollen“, erklärte Brendle. LUKAS DUBRO