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Archiv-Artikel

666 Stunden Gewahrsam für sechs Farbbeutel

Mit einer Nacht im gekachelten Polizeigewahrsam endete die Solidarität mit den Kopenhagener Jugendlichen

Von kawe

Sechs rote Farbkleckse verunzieren das dänische Konsulat an der Schlachte Nummer 15. Am Samstagabend wurden die Farbbeutel aus einer Demonstration heraus geworfen. Insgesamt 69 DemonstrantInnen sind deswegen von der Polizei die ganze Nacht und bis in die Vormittagsstunden des Sonntag in Gewahrsam genommen und erkennungsdienstlich behandelt worden.

Vor dem Dom hat die Polizei die Demonstration, die sich gegen die Räumung einer Jugendeinrichtung in Kopenhagen richtete, gestoppt und eingekesselt. Nach dem Bericht eines der Demonstranten wurden diese unter Einsatz „massiver Gewalt“ in die Räume der Wache am Wall abgeführt und später in die gekachelten Gewahrsams-Räume der Polizeikaserne in der Vahr gebracht. „Da die von der Polizei angehaltenen Personen fast alle vermummt waren, wurden strafprozessuale Maßnahmen unumgänglich“, heißt es in der Pressemitteilung der Polizei. Wie auf dem in der taz am 26. 3. veröffentlichten Foto zu sehen ist, kann allerdings keine Rede davon sein, dass „fast alle vermummt“ waren. Die Demonstranten selbst bringen die „außergewöhnliche Härte“ des Einsatzes damit in Zusammenhang, dass die Polizei im Vorfeld befürchteter Demonstrationen gegen den G 8-Gipfel hart durchgreifen wollte. Jedenfalls seien die DemonstrantInnen die ganze Nacht in den zwei Räumen gehalten worden, schlafen kann man dort nicht. Am Sonntagmorgen habe es erkennungsdienstliche Behandlungen gegeben. Eine Reihe minderjähriger DemonstrantInnen sei mitten in der Nacht in der Vahr freigelassen worden.

„Landfriedensbruch“ sei der Wurf der Farbbeutel aus der Menge heraus gewesen, sagt der Polizeisprecher. Farbspuren-Sicherung auf der Kleidung und ED-Behandlung hätten bei 69 Personen eben so lange gedauert, die Polizei könne pro Stunde nur drei Personen ED-behandeln. Am Sonntagvormittag hätte der Rest der Gruppe ohne ED-Behandlung entlassen werden müssen, weil es so lange dauerte – wegen der Verhältnismäßigkeit der Mittel, erklärte der Polizeisprecher. kawe