: Junta-Freund siegt
Exfinanzminister soll Militärjunta in Mauretanien ablösen. Oppositionsveteran erneut gescheitert
NAIROBI taz ■ Die Tage für Mauretaniens Putschregierung sind gezählt: Wenn alles nach Plan geht, wird die Junta von Ely Ould Mohammed Vall spätestens Mitte April ihre Geschäfte an den neuen Präsidenten Sidi Ould Cheikh Abdellahi abgeben. Der 68-jährige Exfinanzminister setzte sich bei der Stichwahl am Sonntag mit 53 Prozent der Stimmen gegen Oppositionsführer Ahmed Ould Daddah durch und soll als erster frei gewählter Präsident seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 in den „grauen Palast“ in der Hauptstadt Nouakchott einziehen.
Die Chancen stehen gut. Bislang hat Militärführer Vall sein Versprechen eingehalten, die Macht schrittweise an demokratisch legitimierte Zivilisten abzugeben, nachdem er in einem unblutigen Putsch im August 2005 den mehr als 20 Jahre herrschenden Diktator Mohammed Ould Taya abgelöst hatte. Mitglieder der Militärregierung durften bei den Wahlen nicht kandidieren. Doch dass Wahlsieger Abdellahi von Anfang an der Favorit Valls war, dürfte den reibungslosen Übergang befördern. Während die alte Oppositionsgarde dem traditionell starken Militär im Land feindlich gegenüber steht, gilt der Technokrat Abdellahi als Vermittler.
Der zunächst fast langweilige Wahlkampf hatte zum Schluss an Fahrt gewonnen, als beide Kandidaten in einer dreistündigen Fernsehdebatte zusicherten, gegen die weit verbreitete Sklaverei im Land vorzugehen. Abdellahi hat neue Gesetze angekündigt, die die Versklavung der schwarzen Bevölkerung effektiv unterbinden sollen. Valls Junta hatte sich in dieser Frage nicht bewegt.
Unklar ist die Zukunft der diplomatischen Beziehungen Mauretaniens zu Israel. Auf einer Wahlversammlung hatte Abdellahi angekündigt, über ihren Abbruch nachzudenken. „Das ist eine Entscheidung des Volkes, nicht einer Person allein.“ Volkes Meinung ist bekannt: Der einsame Entschluss des Exdiktators Taya, als einer von wenigen islamischen Staaten Israel anzuerkennen, stößt bei den meisten der drei Millionen Einwohner, die fast ausschließlich muslimischen Glaubens sind, auf Unverständnis. Es bleibt abzuwarten, ob Abdellahi tatsächlich wagt, mit einem Abbruch der Beziehungen zu Israel auch die USA zu brüskieren, die im „Kampf gegen den Terror“ bislang auf die Kooperation Mauretaniens setzen. Auch das ist im Volk umstritten.
Wirtschaftlich muss sich der neue Präsident, der bis 2012 gewählt ist, weniger Sorgen machen. Ölvorräte vor der Küste, die seit einem Jahr sprudeln, könnten der Entwicklung eines der ärmsten Länder der Welt Flügel verleihen. MARC ENGELHARDT