: Gift fürs Kinderzimmer
TRUGSCHLUSS Viele Eltern bevorzugen Spielwaren aus Holz. Doch nach Angaben der Stiftung Warentest sind diese oft höher belastet als Plastikspielsachen. Ein Besuch in Spielzeugläden
Seit bekannt ist, dass Plastikspielsachen oft mit Weichmachern und Formaldehyd belastet sind, vertrauen viele Eltern auf Holzspielzeug. Nach jüngsten Ergebnissen von Stiftung Warentest garantiert das aber noch kein gefahrloses Spielen. Von 15 getesteten Produkten war keines schadstofffrei. In einer Eisenbahn des Herstellers Brio entdeckte man unter anderem Flammschutzmittel, Nickel und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.
Wie kann man also sicher gehen, dass ein Puzzle aus Naturmaterial auch naturbelassen ist? In der Rudolf Steiner Buchhandlung für Anthroposophie in Hamburg-Rotherbaum ist man besonders darauf bedacht, keine Spielsachen aus dem Ausland zu verkaufen, da die Produktionsverhältnisse zu undurchsichtig seien. Die Anthroposophen vertrauen auf Hersteller wie Buntspecht, Ostheimer, Grimms und Glückskäfer, die hauptsächlich einheimische Holzarten verwenden und mit Naturfarben arbeiten.
Sorgfältig nimmt Mitarbeiter Marc Peter eines der bunten Farbtöpfchen von Stockmar aus dem Regal. „Diese Naturfarben werden häufig für Holzspielsachen genommen“, sagt er. „Die sind sehr gut.“ Er zeigt auf das Etikett, das mit regelmäßiger Qualitätskontrolle wirbt.
Doch nicht nur Farben, sondern auch Lackierungen bergen Schadstoff-Tücken. Deshalb sollte man darauf achten, dass die Produkte mit Schellack bearbeitet wurden, sagt Peter.
Die Verantwortung der Händler ist groß, denn bislang fehlt ein einheitliches Prüfsiegel – ein Problem, das auch Elke Schlegel kennt, die Besitzerin des Kinderladens „Cleo“ im Hamburger Stadtteil Ottensen. Das kleine Geschäft an der Ecke ist vor Ostern gut besucht, trotzdem schafft Schlegel eine ruhige Minute inmitten der Traumfänger und lindgrünen Wände. Schon lange hat sie den Wunsch, ein eigenes Siegel zu entwerfen, denn „letztendlich gibt es keine Garantie für schadstofffreies Holzspielzeug. Man muss sich gründlich informieren und zwangsläufig den Herstellern vertrauen“. Und die zeigen allzu oft wenig Transparenz bei ihren Angaben.
Was also tun, wenn man unsicher ist? Elke Schlegel empfiehlt, die Sinne einzusetzen: „Wenn etwas chemisch ist, dann riecht es meistens auch so.“
Auch die Verbraucherschutzzentrale Schleswig-Holstein rät zu dieser Methode. Sprecher Thomas Hagen bestätigt, dass es selbst bei Markenspielzeug keine Garantie gibt: „Teuer heißt nicht gleich schadstofffrei.“
Hagens Tipp: auf den Märkten bei regionalen Manufakturen zu kaufen. Da kann man sich direkt beim Hersteller über die verwendeten Materialien informieren. FRANZISKA WINTER