Menschenrechtler im Verhör

KATAR Der Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 bestätigt recht spät die Festnahme von zwei Briten, die sich über die Arbeitsbedingungen auf WM-Baustellen informieren wollten

BERLIN taz | Am Wochenende kam dann doch noch mit großer zeitlicher Verspätung die Bestätigung der Regierung von Katar. Die zwei zuvor vermissten Mitarbeiter der britischen Menschenrechtsgruppierung „Organisation Global Network for Rights and Development“ (GNRD) befänden sich in Polizeigewahrsam. Nach Angaben des katarischen Außenministeriums sitzen Krishna Upadhaya (52) und Ghimire Gundev (32) bereits seit dem 31. August in Haft. Weil sie gegen nationale Gesetze verstoßen hätten, würden sie weiterhin vernommen.

Mittlerweile wurden die beiden, die zu den Arbeitsbedingungen von Ausländern auf Baustellen für die Fußball-WM 2022 recherchierten, von Vertretern der britischen Botschaft besucht. Wie die GNRD mitteilte, hat sie von einem ihrer Mitarbeiter folgende Nachricht erhalten: „Wir sind wegen Problemen mit unserer Dokumentation festgenommen worden. Mir geht es gut. Um mich wird sich gekümmert, und ich werde bald zu Hause sein.“

Vermutlich hat sich Katar zur Bekanntgabe der Festnahme entschlossen, weil sich inzwischen auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) eingeschaltet hatte. Sie forderte in den letzten Tagen die katarische Regierung auf, für sofortige Aufklärung über den Verbleib der zwei britischen Staatsbürger zu sorgen. Deren Verschwinden bezeichnete AI als „extrem beunruhigend“. In einer Textnachricht an Kollegen hatte sich Upadhaya vor dem 31. August darüber beklagt, von der katarischen Polizei „belästigt und verfolgt“ zu werden.

Aufgekommene Mutmaßungen über Folter der verhafteten Menschenrechtler wies das katarische Außenministerium jedoch strikt zurück: „Alle Maßnahmen, die wir gegen die festgenommenen Briten ergriffen haben, stehen in Einklang mit den in unserer Verfassung verankerten Menschenrechten.“

Katar steht seit Langem in der Kritik wegen der verheerenden Arbeitsbedingungen für die vorwiegend aus Nepal und Indien stammenden Werktätigen im Emirat. Im vergangenen Jahr hatte es Berichte über Hunderte von toten Wanderarbeitern gegeben. Im Zuge dessen geriet auch die Fifa wegen der Vergabe der WM an das Land am Golf in die Kritik.

Bislang blieb das aber ohne Konsequenzen. In einem Interview mit der Welt am Sonntag bestätigte Michel Platini, der Chef des europäischen Fußballverbands, gerade, er sei „komplett glücklich“ damit, dass er dem Emirat seine Stimme gegeben habe.