hamburger szene : Gute Führung
Dass sie mich überhaupt noch reingelassen hatte, war so großzügig wie nötig. Beim Inspizieren der Brille war die Versuchung sogar groß, sich richtig zu setzen, etwas, das ansonsten bei einer Öffentlichen total ausgeschlossen ist. Und sogar der Bestand des verfügbaren Papiers ließ sich verheißungsvoll an.
Na gut, auf dem Boden waren die Verpackungen von allerlei Hygieneartikeln zwischengelagert worden. Aber die sammelte sie nun ein, von der anderen Seite der Trennwand her. Ich äußerte eine hastige Entschuldigung, „ich hätte das auch noch selbst aufgehoben“ oder so, worauf sie erwiderte, das sei ja nur Plastik. Von Hakenkreuzen aus Kot in der Herrentoilette erzählte sie mir dann, von benutzten Binden, die bei den Damen an den Wänden klebten, und von vollgebluteten Strumpf-und-Unterhosen-Kombinationen, die, nach den fehlgeschlagenen Herunterspülversuchen durch die Verursacherinnen, sie dann wieder emporzuziehen habe.
Obwohl sie ja eigentlich längst zugemacht hatte, erzählte sie mir das alles, in ihrem leicht angepolnischten Akzent. Und sprach von ihrer Dankbarkeit darüber, hier, an diesem Hamburger Ausflugsort, die paar Toiletten dazubekommen zu haben – die Büros in der Stadt reichten halt nicht aus. Bis ihr Mann sie abholen käme, durfte ich noch bleiben, und so hatte ich noch Gelegenheit den ernstgemeinten Gedanken zu fassen, dass ich ihr von ganzem Herzen ein, sagen wir: Chefarztgehalt wünsche.REBECCA CLARE SANGER