Two Homecoming Kings

Im Duo zeigen Wolfgang Muthspiel und Brian Blade, wie wenig Mittel ausreichen, um umwerfende Musik zu machen. Auf „Friendly Travelers“-Tour wandeln sie in den Spuren von Joni Mitchell und Pat Metheny

Di, 3. 4., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36

Ihr Konzert in der Fabrik ist eine Art „Nach-Hause-kommen“ für Wolfgang Muthspiel und Brian Blade. Zum einen waren sie schon vor gut drei Jahren hier zu Gast, damals noch als Trio mit dem Bassmann Marc Johnson; andererseits begann die Story der beiden als Duo hier im Norden beim JazzBaltica Festival 2005. Damals war Brian Blade neben dem Altmeister Jack DeJohnette als „Artist in Residence“ eingeladen, den aktuellen Stand des Schlagzeugspiels im Jazz zu präsentieren. Blade war erst Mitte dreißig, gilt aber ohne Zweifel als einer der interessantesten Musiker unserer Zeit. Er spielt nicht nur mit und für Jazzhelden wie Wayne Shorter, Dave Holland und Joshua Redman, sondern ist genauso bekannt für seine Arbeit mit Bob Dylan und Daniel Lanois (mit dem er 2006 als Rock-Duo im Knust gastierte). Bei JazzBaltica war Blade natürlich auch im Trio mit Muthspiel und Johnson eingeladen, doch Letzterer war verhindert. Dass Muthspiel und Blade dann als Duo auftraten, überraschte das Publikum mehr als die beiden Musiker selbst, schließlich kannten die sich schon seit 1998 von einem dänischen Jazzworkshop her, wo beide unterrichteten.

Vom ersten Auftritt im Duo hat es noch fast zwei Jahre gedauert, bis jetzt eine erste CD und die dazugehörige „Friendly Travelers Tour“ anstehen. Am Dienstag kann man sich dann auch in Hamburg davon überzeugen, wie stimmig der Gitarrist Muthspiel und Schlagzeuger Blade zusammenpassen. „Es ist uns nicht so wichtig, jeden einzelnen Ton zuordnen zu können, sondern es kommt viel mehr darauf an, einen Gesamtsound zu gestalten“, gibt der Österreicher Muthspiel im Interview mit dem Fachmagazin Jazzthetik zu Protokoll und charakterisiert das Duo als „ein kleines, aber totales Team“. Und meint damit eine Einheit, die musikalisch die Dichte guten Pops erzeugt. Dabei lassen sie sich ab und zu von live gesampleten Loops begleiten – und bleiben, so viel Jazzroots müssen sein, doch auf dem Boden des ehrlichen Handwerks.

Als gemeinsamen Nenner könnte man Joni Mitchell nennen, mit der Brian Blade intensiv an „Taming The Tiger“ arbeitete und die einst den Gitarristen Pat Metheny engagiert hatte – der wiederum ein hörbares Vorbild für Wolfgang Muthspiel ist. „Ich muss mich heute nicht mehr von Pat Metheny abgrenzen“, sagt Muthspiel, der selbst 16 Jahre in New York in der ersten Reihe der Jazzszene unterwegs war. Inzwischen gründete er in Wien sein eigenes Label “material records“, auf dem im Februar auch die Duo-CD mit Blade erschienen ist. Und noch eine Verbindung gibt es: Manchmal greift der Schlagzeuger Blade auch selbst zur Gitarre, die für ihn nicht nur Rhythmusinstrument ist, sondern auch das Vorbild für sein oft gelobtes geradezu melodisches Spiel auf dem Schlagzeug: „Selbst wenn er auf eine Trommel haut, versucht er immer im Einklang mit dem jeweiligen Akkord zu sein“,bestätigt Muthspiel.

Die BesucherInnen des Konzerts am Dienstag allerdings seien gewarnt: Mit zwei Gitarren zielen die Songs des Duos direkt aufs Herz, anstatt sonst mit fetten Grooves aufs Bauchgefühl.Tobias Richtsteig