Organisierter Überfall von rechts

Neonazis attackieren im schleswig-holsteinischen Rieseby Besucher eines Jugendtreffs. Ermittlungen laufen

Seit Monaten bereits tritt die Gemeinde Rieseby (Kreis Rendsburg-Eckernförde) gegen die verstärkten Aktivitäten der NPD und der „Freien Kameradschaft Eckernförde“ (FKE) auf. Offenbar durchaus zum Ärger der Rechten: In den vergangenen Wochen verteilten diese in Rieseby Flugblätter gegen die „inszenierte Aufregung“ und verschenkten die NPD-Schulhof-CD. Geplant und gezielt griffen Neonazis in dem Örtchen zwischen Schlei und Ostsee jetzt ein Kickerturnier von Jugendlichen an.

Der Mittwochabend begann noch friedlich in dem Jugendtreff der Gemeinde. Rund 20 Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren traten bei dem selbst organisierten Turnier gegeneinander an. Den ortsbekannten Neonazi John R. wiesen sie unter Hinweis auf das Hausrecht ab. „Wir wollten keine bekennenden Rechten dabei haben“, sagt Frank Martin (Namen geändert).

Anderthalb Stunden später versuchten dann etwa 20 Neonazis ins Gebäude zu gelangen. Zuvor hätten sie einen „türkischen Jungen“ bedroht, sagt Martin, und vor dem örtlichen Döner-Imbiss gepöbelt. Im Jugendtreff habe man schon befürchtet, „dass die was starten“. Als die Rechten dann tatsächlich kamen, hätten die Jugendlichen die Tür daher mit Latten verstärkt. Weil es ihnen nicht gelang, hineinzukommen, verzogen sich die Rechten erstmal.

Auf dem Nachhauseweg dann stieß Martin zusammen mit drei Freunden auf vier Neonazis. „Martin, ich hau dich jetzt zusammen“, soll einer der Rechten gerufen haben, die mit Teleskopstöcken angriffen. Ein weiteres Dutzend Neonazis kam hinzu, einer der attackierten Jugendlichen bekam eine Bierflasche ins Gesicht geschleudert. Andere Rechte schlugen mit verstärkten Handschuhen und versprühten CS-Gas. Zwei der Jugendlichen trugen Platzwunden am Kopf davon. Als die Polizei eintraf, war alles vorbei.

Die Angegriffen glauben jedoch, einige der Täter erkannt zu haben. Zwei Verdächtige seien bereits ermittelt, heißt es bei der Staatsanwaltschaft Kiel, wo man davon ausgeht, dass der Angriff von den Rechten ausging.

Dagegen behauptet die FKE im Internet, ihre Kameraden seien von fünfzehn Vermummten angegriffen worden. Überhaupt vertrete die FKE „ihre politische Meinung nicht mit Gewalt“. Die Staatsanwaltschaft dagegen erklärt, die Verdächtigen seien „polizeilich bekannt“. AS