: Erste Adresse für Spekulanten
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Irgendwie kommt einem das doch bekannt vor: Neuer Investor für den Checkpoint Charlie gesucht, denn der alte hat hingeschmissen. Seit dem Fall der Mauer läuft dieses Spielchen so. Erst hatte der US-Investor Ronald Lauder ein American Business Center dort versprochen. Die Fundus-Gruppe wollte Büros, Geschäftshäuser und ein paar Wohnungen hochziehen. Projektentwickler kauften und verkauften. Jetzt wirft der irische Investor hin, ohne dass gebaut wurde – außer Würstchenbuden. Gibt es nun eine neue Chance für den Checkpoint Charlie?
Hoffentlich nicht! Seit 1989 ist der historisch aufgeladene Ort nichts anderes als die Spekulationsadresse Nummer eins in Berlin. Wer ihn hat, baut höchstens Luftschlösser und verdient zugleich Millionen am Verkauf von Grund und Boden. Am großen Rad drehen nicht die Architekten, sondern Immobilienmakler. Und solange es kein wirklich gutes Konzept, keinen Plan für den 1-a-Standort gibt, wird das so weitergehen.
Wilde Kultur des Rummels
Es wäre nicht die schlechteste Idee, das Spekulationsgezerre einfach zu stoppen und den Ort der wilden Kultur des Grenzrummels und Mauertourismus zu überlassen. Denn seit Jahren hat sich hier eine eigene Realität Raum geschaffen. Der Checkpoint gehört zu jenen unfertigen Orten, die den Nimbus Berlins ausmachen. Geschichte, Legenden, Performances und Currywurst bilden ein Gesamtkunstwerk aus Kommerz und Erinnerung. Es geht hier um Trash und Selfies – nicht um eine Gedenkstätte. Das ist immer noch besser als Bodenspekulation. Oder?
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