unterm strich
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Dass der Schriftsteller Rainald Goetz beim Steinmeier-Termin des Kurnaz-Untersuchungsausschusses war, konnte man auf den Politikseiten dieser Zeitung lesen. In seinem Vanity Fair-Blog schildert Goetz seine Eindrücke und rechnet dabei auch mit der taz ab, wir zitieren: „Die Taz schreibt auf Seite eins riesig: Warum Steinmeier gehen muss. Das soll bei der eigenen Klientel Kaufimpulse setzen, zugleich Überlegenheitsgefühle auslösen, hö hö, die lustige Taz, macht da lustig Titelunsinn wie die lustige Bild-Zeitung. Aber es ist gar nicht lustig. Die ressentimentabgesicherte Verhöhnung derer, die in den Apparaten Entscheidungen treffen und dabei wirklich Verantwortungslast übernehmen, ist reaktionäre Antiaufklärung, so gesellschaftsschädlich und verblödet wie die Autoritätsfixierung und Apparategläubigkeit von vor 68. Rot-Grün ist auch an falscher Amtsverachtung gescheitert. Steinmeier ist anders, eine Ecke weiter als Fischer und Schröder, komplizierter, zurückgenommener, seriöser und kultivierter. Als zum fünften Mal dieselbe gleiche Frage von irgendwem gestellt wird, lehnt er sich zurück, holt tief Luft, weil so viel Schwachsinn Kraft kostet, fasst sich dann geistig und setzt noch einmal neu an, indem er es sich selbst vergegenwärtigt: also!, worum geht’s denn?! Und dann erklärt er alles noch einmal von vorne, wieder anders, neu.“