: Handwerker beseitigen Leerstand
WOHNEN Jede zweite leer stehende Wohnung wird renoviert, stellt eine Studie fest. Damit sind die Reserven auf dem Markt deutlich geringer als vom Senat behauptet. Wohnungsunternehmen fordern Neubau
Im Dauerstreit über die Lage auf dem Wohnungsmarkt hat die landeseigene Investitionsbank Berlin (IBB) neue Zahlen vorgelegt: Die Hälfte der leer stehenden Wohnungen kann demnach wegen Modernisierungsarbeiten derzeit nicht bezogen werden. Etwa 75.000 Wohnungen würden modernisiert oder sollen modernisiert werden und stünden Wohnungssuchenden daher nicht zur Verfügung, so die vom Senat in Auftrag gegebene Studie der IBB.
Der Berliner Mieterverein sieht sich durch die Studie in seinem Streit mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bestätigt: „Der Senat unterliegt seit geraumer Zeit einer krassen Fehleinschätzung“, sagte Vereinssprecher Reiner Wild. Der überwiegende Wohnungsleerstand stünde Suchenden nicht zur Verfügung, weil diese Wohnungen gar nicht angeboten werden. „Wir fordern rasche Eingriffe, um den Verlust von preiswertem Wohnraum zu stoppen“, so Wild.
Unterstützung erhielt er am Donnerstag von der Grünen-Fraktion. Die Studie belege, dass tatsächlich lediglich 50.000 Wohnungen frei seien, erklärte der baupolitische Sprecher Andreas Otto. Bei 1,9 Millionen Wohnungen insgesamt in Berlin sei das zu wenig. Die öffentliche Hand müsse Menschen mit wenig Einkommen Wohnraum bereitstellen und deswegen verhindern, dass Wohnungen abgerissen oder als Feriendomizile genutzt werden, forderte Otto.
Senat sieht sich bestätigt
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat einen Eingriff in den Wohnungsmarkt stets mit Verweis auf die vielen leer stehenden Wohnungen abgelehnt. Die neue Studie wertet sie ebenfalls als Bestätigung ihrer Position. Nur ein Bruchteil des Wohnraums sei wegen eines schlechten Zustands gar nicht vermietbar. Wohnungen, die wegen Baumaßnahmen nicht vermietet werden, stehen „in der Regel nicht länger als ein halbes Jahr oder drei Monate leer“, sagte Sprecher Mathias Gille. Sollte die Nachfrage nach Wohnraum steigen, will der Senat neue Wohnungen bauen. „Zurzeit besteht aber keine Wohnungsnot in dieser Stadt“, so Gille.
Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen forderte indes, mit dem Neubau von Wohnungen bald zu beginnen. „Berlin braucht jetzt einen Stadtentwicklungsplan Wohnen“, so Vorstandsmitglied Maren Kern. (dpa, taz)