der funktionär, das monster von GERD DEMBOWSKI
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Das Monster schien erlegt. „Diesmal kommt er nicht wieder, ganz sicher“, schrieb die SZ im September 2006, als Gerhard Mayer-Vorfelder endgültig als DFB-Präsident abtreten musste. Unsterbliche Überreste wurden ins Uefa-Exekutivkomitee überführt, weit weg von der DFB-Zentrale in Frankfurt.

Doch bekanntlich bewegt sich das Monster noch einmal, wenn sich der Held im Horrorfilm längst in Sicherheit wiegt. Und so wies MV frühzeitig auf sein letztes Zucken hin: „Wenn ihr mich loswerden wollt, müsst ihr mich schon erschießen.“ – „Die Freuden solcher Männer“, so Adorno in „Minima Moralia“, „haben alle was von latenter Gewalttat.“ Die adornitischen Horrorcineasten unter den Fußballfans ahnten, was kommen musste.

Zuerst berief ihn der neue Uefa-Präsident Michel Platini im Februar zum Uefa-Vize, um DFB-Boss Zwanziger zu ärgern, der Platini nicht bei der Wahl unterstützt hatte. Dann ließ Fifa-Präsident Sepp Blatter aus dem Klub der finanzwachen Scheintoten verlauten, Mayer-Vorfelder müsse zurück ins DFB-Präsidium. Und jetzt ist er wieder da, der MV, die Cellulite am kalten Arsch des deutschen Fußballs.

Ausgerechnet Don MV wird nun Frauenheld. Als internationaler Brückenbauer soll er seinen Freund Platini beackern und mit großer Altersgeste die Frauen-WM 2011 nach Deutschland holen. Wieder einmal schwatzt MV sich mit männerbündelnden Gutsherrentricks auf.

MV gilt als Werwolffunktionär, für den trotz aller Skandale immer der Vollmond scheint. Wo das Vorbild des Reserve-Oberleutnants herkommt? – „Ich bin fast tagtäglich im Schützengraben gestanden, und um mich herum sind Giftpfeile geschwirrt.“ Also ergriff er selbst Giftpfeil und Bogen und wurde zum Hooligan der feineren Stände.

Dass von schwarzen Listen mit Personen die Rede ist, die schlecht über ihn reden, erschüttert das Machtmonster nicht. Er will „immer mit offenem Visier gekämpft“ haben. Das tat der Schützling des Nazi-Richters Filbinger, wenn es um mehr „Germanen“ in der Bundesliga oder das Singen aller drei Strophen des „Deutschlandliedes“ in der Schule ging, wenn er Hausbesetzer „schlimmer“ fand „als die SA damals“ oder polterte, dass es in Baden-Württemberg mehr Lehrer gibt, „als die Deutsche Reichswehr Soldaten zur Landesverteidigung hatte“.

Im Alter genügt MV ein symbolischer Gestus der Macht. Dazu braucht er nicht einmal eine Stimme im DFB-Präsidium. Ein Stuhl und ein Mikrofon reichen schon. Eventuell noch eine Aufwandsentschädigung und das geliebte Kicker-Abo, das ihm der gemeine DFB hinterrücks entzogen hatte. Und ganz eventuell doch noch die Ehrenpräsidentschaft? Irgendeine ganz bestimmt.

Sein fies billiges Grinsen ist böse, da wirkt kein menschelnder Täuschungsversuch. Soldatische Wurstmenschen wie Gerhard Mayer-Vorfelder können die Welt nicht mit sich in Ruhe lassen. Solche, die ohne Posten auf einem verlorenen sind, haben Furcht vor der Freiheit, die sich mit ihrer lebenslangen Erziehung zu Macht und Geld eingebläut hat. In gut verhülltem Klammern und Krämpfen der Bitternis hat MV dies noch einmal abgewendet. Vorsicht, das Monster atmet noch.