piwik no script img

Archiv-Artikel

Der Duft von Schuppen

„Ungeahnte Ermittlungserfolge“ erhofft sich der Innenminister von einer neuen Polizeihunde-Generation

Ihre Namen lassen Großes hoffen: Dr. Watson und Dr. Quincy heißen die neuen Polizeihunde der nordrhein-westfälischen Polizei – Anspielungen auf den akribischen TV-Gerichtsmediziner und den Kompagnon des großen Kriminalisten Sherlock Holmes. Gestern stellte Innenminister Ingo Wolf (FDP) die beiden Gebirgsschweißhunde sowie zwei weitere Spürnasen im ostwestfälischen Schloß Holte-Stukenbrock einer breiteren Öffentlichkeit vor. Was er von den Hunden erwartet, machte er unmissverständlich klar – nämlich „ungeahnte Ermittlungserfolge“.

Die Hoffnung des Innenministers gründet auf der „Man trailing“-Methode, nach der die vier jungen Hunde seit November in einem 60.000 Euro teuren Pilotprojekt trainiert werden. Dabei nehmen die Tiere die Fährte eines Menschen mit Hilfe abgestorbener Hautzellen auf. „Egal wie belebt ein Platz ist, der Hund folgt dem Duft der Schuppen – wie von Geisterhand“, erklärte Wolf. Auch nach Stunden, wenn nicht sogar noch nach einem ganzen Tag sollen die Hunde den Geruch an den Hautzellen erschnüffeln können. Quincy, Watson und Co. sollen so mit ihren feinen Näschen flüchtige Straftäter, hilflose Vermisste, Kinder und Beweismittel aufspüren.

Rund 380 Hunde tun zurzeit in Nordrhein-Westfalen ihren Dienst und finden Leichen, Rauschgift, Brandmittel oder Sprengstoff. Wolf lobte sie in höchsten Tönen: „Selbst modernste Technik kann die feine Nase der Tiere nicht annähernd ersetzen.“ Für Vierbeiner in den Reihen der Polizei hat er schon seit Amtsantritt ein Herz. So führte er die von der rot-grünen Vorgängerregierung 2003 in Ruhestand versetzte Reiterstaffel wieder ein und ließ sich beim Füttern der Polizeipferde medienwirksam fotografieren.

Gestern gab es nun einen Fototermin für die Polizeihunde der neuen Generation. Die gaben sich nach Beobachtung von Ministeriumssprecherin Iris Fourné gelassen. „Es war viel Rummel, aber es hat alles gut geklappt“, berichtete sie. Von Lampenfieber bei den Hunden also keine Spur: Die Vorführung der Methode sei erfolgreich gelaufen.

Aber irgendwie war das ja nicht anders zu erwarten. Schon damals, als die Hunde-Ausbildung vor 30 Jahren in Ostwestfalen startete, war NRW Vorreiter. „Unsere Polizeihunde waren damals die ersten Spezialisten dieser Art im Bund“, betonte Wolf gestern.

KATHARINA HEIMEIER