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Archiv-Artikel

Bahn frei für neue Wohnformen

WOHNPROJEKTE I Hamburg fördert Baugemeinschaften, indem es 20 Prozent des städtischen Baulandes reserviert, auf dem Wohnungen entstehen. Auch bei Großprojekten wie der Neuen Mitte Altona

VON HANNES STEPPUTAT

Der Traum von den eigenen vier Wänden, jedoch nicht auf der grünen Wiese, sondern in der Stadt: Innenstadt, wenn möglich. Ökologisch nachhaltig, gemeinschaftlich und vielleicht noch mit politischem Anspruch – hierarchiearm, konsensbasiert oder zumindest basisdemokratisch – und vor allem: Selbst gebaut soll es sein. Oder vielmehr muss es, denn Leerstand gibt es in Hamburg kaum noch und so bleibt nur die Möglichkeit, neu zu bauen.

Hamburg fördert diese vergleichsweise junge Art des Bauens, indem es 20 Prozent des städtischen Baulandes, das für den Wohnungsbau genutzt werden soll, für solche Baugemeinschaften reserviert. Dies gilt insbesondere für Großprojekte wie die Neue Mitte Altona. Seit 2003 gibt es die Agentur für Baugemeinschaften in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), die sich um die Beratung und Betreuung von Bauwilligen kümmert und die Vergabe der Bauflächen organisiert.

Durch Baugemeinschaften sind in Hamburg seit 1990 nach Angaben der BSU mindestens 86 Projekte mit gut 1.900 Wohnungen realisiert worden. Zusätzlich sind noch einmal 500 Wohnungen in Baugemeinschaften in Bau oder in Planung. Die Zahlen stammen allerdings bereits aus dem Februar und umfassen auch nur die Projekte, die der BSU bekannt sind. Die tatsächliche Anzahl kann also durchaus höher sein.

Im verdichteten Hamburg wird in den nächsten Jahren auf einer riesigen Fläche ein neues Stadtquartier entstehen: Die Fläche des alten Güterbahnhofs in Altona wird zur Neuen Mitte Altona. Hier sollen zunächst 1.600 Wohnungen entstehen, nach der Verlegung des Fernbahnhofs Altona nach Diebsteich sollen in einem zweiten Bauabschnitt noch einmal 2.000 hinzukommen.

Auch hier sind 20 Prozent der Fläche für Baugemeinschaften vorgesehen. Damit das Land überhaupt an Baugruppen vergeben werden konnte, musste die öffentliche Hand die Flächen von den privaten Grundstückseigentümern kaufen. Welche Baugruppen den Zuschlag schließlich erhalten, entscheidet die Agentur für Baugemeinschaften zusammen mit anderen Behörden in einem Auswahlprozess. Beim nördlichen Quartier des ersten Bauabschnitts ist die Bewerbungsfrist bereits im August abgelaufen.

„Derzeit läuft das Auswahlverfahren der Baugemeinschaften für diese Flächen“, sagt der Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde, Magnus Kutz. Die Ausschreibung für den nächsten Bauabschnitt soll noch diesen Herbst starten.

Haben sich genügend Mitstreiter für eine Baugemeinschaft gefunden – nach den Anforderungen der BSU sind das mindestens drei Haushalte –, müssen diese einen Bewerbungsbogen einreichen. Dazu gehören nicht nur Informationen zu den Mitgliedern, sondern natürlich vor allem Konzepte. Der Bewerbungsbogen sieht neben einem inhaltlichen Konzept auch eines zur Integrationsleistung und eines zur ökologischen Ausrichtung vor. Dazu kommen detaillierte Angaben zu den späteren Mieten und Preisen der Wohnungen und zum Finanzierungskonzept.

„Das besondere in Hamburg ist, dass es hier ein Förderprogramm für Baugemeinschaften gibt“, sagt Kutz. Baugemeinschaften könnten zwischen verschiedenen Varianten der Förderung wählen: Die Investitions- und Förderbank Hamburg unterstützt sowohl genossenschaftlich organisierte Baugruppen als auch solche, die mit dem Ziel des individuellen Eigentums bauen. Eine dritte Option: als Baugruppe mit einer großen Wohnungsgenossenschaft zu kooperieren und Mieter im Haus zu werden. Die genauen Konditionen sind dann Aushandlungssache.