: Etwas Ordnung fürs Chaos
FLOHMARKT AM MAUERPARK
An Flohmärkten herrscht in dieser Stadt kein Mangel. Doch der sonntägliche Markt am Mauerpark auf der Grenze von Pankow und Mitte ist jener, der dem Charakter eines Basars am nächsten kommt: Es ist fast immer drängend voll, das Angebot lässt sich kaum eingrenzen, die ersten Händler stehen weit vor dem eigentlichen Areal, dazu kommen die Musiker und die allseits bekannte Karaokeshow im Park selbst. Kurz: Es ist trubelig, es ist halt ein Markt.
Manchen ist es schon seit Langem zu trubelig, sie meiden die Massen, das Geschiebe. Und sie können hoffen: Ab Oktober hat der Markt, wie am Dienstag vom Eigentümer des Geländes bekannt gegeben wurde, einen neuen Betreiber: die Marktverwaltung Rainer Perske, die bisher vor allem Wochenmärkte organisiert, übernimmt, erst mal für etwa ein Jahr. Perske will die Standfläche etwas verkleinern, um mehr Raum für die Wege zu schaffen. Die Atmosphäre soll „entspannter“ werden, sagte Perske der taz. Wozu auch die vier Toilettencontainer beitragen dürften, die er aufstellen will. An denen fehlt es bisher.
Perske selbst will nichts Übles über seine Vorgänger sagen, die den Markt 2004 etabliert hatten und zu dem entwickelten, was er ist: Ein Touristenmagnet mit bis zu 40.000 Besuchern. Die beiden Gründer haben sich mit dem Eigentümer überworfen, und sie sollen, so die Vorwürfe von mehreren Seiten, nicht immer alle Vorschriften eingehalten haben. Und natürlich gab es immer wieder Anwohner, die mäkelten über den Lärm und die Massen.
Aber nun soll also alles etwas entspannter werden, auch nachhaltiger: Müllvermeidung und -beseitigung hat Neu-Betreiber Perske groß in sein Konzept geschrieben, seine Mitarbeiter sollen Besucher darauf „nett“, aber aktiv hinweisen. Das klingt nach erwachsen werden, nach dick und gemütlich. Und nach ein bisschen langweilig. Perske formuliert es so: Die Besucher würden die Veränderungen kaum sehen, sagte er der taz, sondern vielmehr „fühlen“.
Man darf gespannt sein, ob sich der Basar auf diese Weise bändigen lässt. Und wie sich das dann anfühlt. BERT SCHULZ