: Wenn die Kröten Auslauf kriegen
INVESTIEREN Wer mit seinem Geld nicht den Regenwald abholzen oder Atomwaffen kaufen möchte, sollte seiner Bank genau auf die Finger schauen. Jeder kann fair handeln
VON FRANK HERRMANN
Was macht Ihr Geld eigentlich gerade? Ach, das wissen Sie nicht? Es könnte gerade Regenwald für eine Palmölplantage abholzen, Atomwaffen kaufen oder irgendwo einen Megastaudamm, Goldbergwerke, Öl-Pipelines oder Kohlekraftwerke finanzieren. Das möchten Sie eigentlich nicht, weil das Ihren politischen ökologischen oder humanitären Wertvorstellungen widerspricht? Dann wird es Zeit, sich über die Wahl der Bank und der Geldanlage etwas mehr Gedanken zu machen.
Doch Hand aufs Herz: Ihnen geht es – wie den meisten Deutschen – bei der Geldanlage in erster Linie um Sicherheit und Rendite. Und die Hausbank suchen wir in aller Regel nach praktischen Gesichtspunkten aus. Was die Bank dann mit unserem Geld macht, darüber wissen wir wenig bis gar nichts. Die Banken sagen es uns nicht und wir wollen – trotz aller Skandale der vergangenen Jahre – eigentlich auch gar nicht so viel darüber hören. Ob Natur und Mensch durch unsere Geldanlage zu Schaden kommen, interessiert nur die wenigsten.
Doch unser Geld könnte eine Menge Gutes tun: Immerhin hatten wir Deutschen Ende 2013 nach Angaben der Deutschen Bundesbank 5.151 Milliarden Euro Privatvermögen angehäuft. Würde dieses Geld in mehr Solaranlagen, Krankenstationen, Fairhandels-Kooperativen und Schulen investiert, wäre die Welt sicher ein besserer Ort.
Es liegt also mal wieder an uns. Denn wer was mit unserem Geld macht, können wir uns aussuchen. Es gibt inzwischen ein reichhaltiges Angebot grüner und sozial-ethischer Geldanlagen und der entsprechenden Banken, die diese Angebote managen. Schade nur, dass drei Viertel aller Deutschen, die sich für alternative Geldanlagen interessieren, noch nie von sozial-ökologischen Banken gehört haben, wie eine Studie der Managementberatung Zeb aus dem Jahr 2013 herausfand.
Noch ist das Anlagevolumen ethisch und ökologisch ausgerichteter Geldanlagen gering, wenn auch die Zahlen bereits beeindruckend klingen: In Deutschland und Österreich waren 2013 nach Angaben des Forums Nachhaltige Geldanlagen 134,5 Milliarden Euro nachhaltig angelegt. Weltweit waren es Anfang 2013 sogar 13,6 Billionen US-Dollar (rund 10 Billionen Euro), errechnete die Global Sustainable Investment Alliance. Eine stolze Summe, die aber nur rund 8 Prozent des globalen Finanzmarktvolumens ausmacht. Zu wenig, um bereits heute die Welt zu verändern.
Doch immer mehr Verbraucher haben die Nase voll von überzogenen Bankerboni und von verzockten Investitions-Milliarden. Sie wünschen sich eine „saubere“ Geldanlage und erwarten von ihrem Geldinstitut Qualitäten wie Transparenz und Ehrlichkeit.
Nun sind dies aber leider nicht gerade klassische Banker-Tugenden. Immerhin: Die Finanzmärkte bewegen sich – wenn auch nicht ganz freiwillig. So sind beispielsweise auf Drängen von Verbraucherorganisationen wie foodwatch inzwischen alle deutschen Großbanken aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln ausgestiegen. Alle bis auf die Deutsche Bank.
Die Führungsspitze von Deutschlands größtem Geldinstitut weigert sich hartnäckig, die Zusammenhänge zwischen Spekulation und steigenden Lebensmittelpreisen anzuerkennen. Diese werden sogar von den Finanzexperten im eigenen Haus nicht bestritten. So verdient „Deutschlands größter Landwirt“ – so getauft von der Nichtregierungsorganisation FIAN – weiter munter mit dem Hunger anderer Menschen Geld. Zeit, das Konto bei Deutschlands Skandalbank Nummer 1 zu schließen.
Auch wenn so manch einer vor einem Bankwechsel zurückscheut – zu mühselig und anstrengend scheint der damit verbundene bürokratische Aufwand –, zieht es doch immer mehr Mitbürger zu Alternativbanken wie der Bochumer GLS Bank, der Ethikbank aus Eisenberg, der Triodos Bank aus Frankfurt, der Umweltbank aus Nürnberg oder zu einer der zahlreichen Kirchenbanken. Während renommierte Geldinstitute seit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 relativ kleine Brötchen backen, was Umsatz, Gewinn und Kundenzahlen betrifft, verzeichneten die ethischen und grünen Banken Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent.
Einige dieser Banken bieten ihren Kunden einen kompletten Service an – vom Girokonto und bundesweitem kostenlosen Abheben an Geldautomaten über die Ausgabe von Kreditkarten bis hin zum Wertpapierdepot und Onlinebanking. Die Unterschiede zu herkömmlichen Banken: Die Gelder der Kunden werden transparent in soziale und ökologische Projekte investiert, Geschäfte mit Unternehmen, die Waffen oder Gentechnik produzieren, Tiere zu Versuchszwecken einsetzen oder gegen Menschenrechte verstoßen, sind tabu. Dennoch empfiehlt sich ein Vergleich: Denn wie die Banken und Fondsgesellschaften die rechtlich nicht geschützten Begriffe „nachhaltig“, „ökologisch“ oder „fair“ auslegen, bleibt ihnen überlassen.
Das macht es den Verbrauchern, die Gutes tun möchten, nicht gerade leicht. Ein wenig Hilfe – zumindest was ethisch-ökologische Fonds angeht –, findet sich im Septemberheft von Finanztest. Im Test „Saubere Fonds“ nehmen die Verbraucherzentrale Bremen und die Stiftung Warentest 46 ethisch-ökologische Investmentfonds unter die Lupe.
Wer es ganz „sauber“ mag, den könnte die weltweit erste ethische Zahlungskarte der Ethical Brand Foundation interessieren. Sie soll im November 2014 auf den Markt kommen. Das Besondere: Die Karteninhaber erhalten mit der Abrechnung einen Bericht mit einer ethischen Markenbewertung jedes Unternehmens und der Waren und Dienstleistungen, die sie mit der Karte bezahlt haben.