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Archiv-Artikel

Verbotene Ostern

Ausgerechnet die christlich-liberale Landesregierung vermiest dem NRW-Bürgertum das hochheilige Osterfest. Kein Blumenverkauf am Sonntag, Osterfeuer in Gefahr

VON MARTIN TEIGELER

Es ist ein christliches Idyll – vor allem in den ländlichen Regionen von Nordrhein-Westfalen: Der Osterspaziergang mit anschließender Kuchentafel im Familienkreis. Doch dieses Idyll ist nun bedroht. Das neue Ladenöffnungsgesetz der schwarz-gelben Landesregierung verbietet es Bäckern und Konditoren, am Ostersonntag zu öffnen. Auch der Verkauf von Blumen ist bei einer Geldbuße von bis zu 500 Euro untersagt.

„Wir haben alles versucht, diese Regelung zu verhindern – leider erfolglos“, klagt Dirk Hohlmann vom NRW-Floristenverband. Seine Organisation vertritt 1.300 Blumengeschäfte an Rhein und Ruhr. „Der Ostersonntag war für uns immer ein wichtiger Verkaufstag“, sagt Hohlmann. Die Tulpenlobby rechnet nun mit hohen Umsatzrückgängen am wichtigsten christlichen Feiertag – und Oma bekommt an Ostern keine Blumen.

Für Andreas Kersting vom NRW-Wirtschaftsministerium ist die Aufregung unverständlich. „Das Gesetz ist nun seit November 2006 in Kraft“, sagt er. Die Händler hätten genug Zeit gehabt, sich auf die Neuregelungen vorzubereiten. „Der Ostersonntag als wichtiger Feiertag musste besser geschützt werden“, so Kersting. Im Gegenzug könnten Bäckereien und Blumengeschäfte am Ostermontag öffnen.

In konservativen Kreisen gibt es dennoch Kritik an den Änderungen der Osterrituale. „Dass man zu Ostern für seine Verwandten keine Blumen kaufen kann, das kann nicht Sinn der neuen Ladenöffnungsregelung sein“, beschwerte sich Karl-Heinz Vogt, Prälat des katholischen Bischofskommissariats NRW, in der Rheinischen Post. CDU-Wirtschaftspolitiker Lutz Lienenkämper deutete am Gründonnerstag Kompromissbereitschaft an: „Wenn die Kirchen jetzt den dringenden Wunsch äußern, dass an ihren höchsten Feiertagen Blumen verkauft werden, dann kann man darüber sicher reden.“

Doch nicht nur der österliche Blumenkauf ist bedroht – auch die Osterfeuer stehen angeblich vor dem Aus. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fürchtet, dass die Feuer verboten werden könnten, weil sie die Feinstaub-Belastung über die erlaubten Tagesgrenzwerte hinaus erhöhen. „Wir gehen davon aus, dass den Fahrverboten bald auch ein Verbot von Osterfeuern, Martinsfeuern und Silvesterfeuerwerk folgen wird“, so ein DIHK-Sprecher in Bild.

„Die Feuer erhöhen eindeutig die Belastung der Luft mit Feinstaub“, sagt Babette Winter vom NRW-Landesumweltamt in Essen. Ein Sprecher von CDU-Umweltminister Eckhard Uhlenberg sagt dennoch: „Ein Verbot ist nicht geplant.“ Trotzdem sind die Behörden bei der Abfackelei strenger als früher: In Moers etwa dürfen nur Vereine zündeln. Uhlenberg verteidigt die Feuer-Bürokratie: „Da auch ortsrechtliche Vorschriften bestehen können, ist es ratsam, sich schon vor der Ausrichtung eines Feuers über alle Richtlinien bei den Gemeinden zu informieren.“