: „Programme reichen nicht“
PODIUMSDISKUSSION Politiker erklären, warum Muslime sie in die Bürgerschaft wählen sollten
■ 45, ist Sozialpädagoge und seit Februar 2010 Vorsitzender der Schura - Islamische Religionsgemeinschaft Bremen e.V.
taz: Herr Yavuz, warum hat die Schura erstmals Wahlprüfsteine mit muslimischen Themen formuliert?
Mustafa Yavuz: Was in den Wahlprogrammen zur Integration steht, reichte uns nicht. Wir wollen die Parteien nun konkret zu Themen befragen, die Muslimen am Herzen liegen.
...die da wären?
Eines unserer Hauptanliegen ist es, dass Gespräche, die seit 2009 zwischen Vertretern der Muslime und des Senats geführt werden in einen Staatsvertrag münden, als Zeichen für die Mehrheitsgesellschaft. Dann müssen Muslime auch durch den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts mit anderen Religionsgemeinschaften gleichgestellt werden. Dafür müssen beide Seiten ihre Hausaufgaben machen.
Auch die Muslime?
Ja, wir müssen den innerislamischen Dialog vorantreiben. Die drei großen Dachverbände müssen kooperieren um eine institutionelle Einheit zu bilden. Allerdings ist die Frage, ob es nicht auch verschiedene Ansprechpartner für die Stadt geben kann.
Wie viele wahlberechtigte Muslime gibt es in Bremen?
Weder die islamischen Gemeinden noch das Statistische Landesamt haben genaue Zahlen, aber wir gehen von 40.000 Muslimen aus.
Geben sie denen eine Wahlempfehlung?
Nein, wir sind parteipolitisch neutral. Mit der Podiumsdiskussion ermöglichen wir ihnen, sich selbst ein Bild zu machen.
Ist die neue Bremer Integrationspartei (BIP) auch dabei?
Wir haben uns auf die Bürgerschaftsparteien beschränkt. Zu denen haben wir eine Vertrauensbasis. Bei der BIP wissen wir noch nicht, in welche Richtung das geht. Interview:JPB
19 Uhr, DGB Haus, Großer Saal