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Archiv-Artikel

Schleudern für die Bombe und das AKW

Gaszentrifugen sind der Stand der Technik bei der Urananreicherung, trotz einiger Hindernisse im Detail

Mit der aktuell diskutierten Anlage wäre der Bombenstoff nicht unbemerkt zu gewinnen

BERLIN taz ■ Der Iran könne im industriellen Maßstab Uran anreichern, so Staatspräsident Ahmadinedschad am Sonntag, und zwar mit Hilfe von sogenannten Gaszentrifugen. Technisch ist eine solche Möglichkeit nicht auszuschließen. Denn die nötigen Apparate sind seit Jahrzehnten in der Atomindustrie diverser Länder im Einsatz, das spezielle Ingenieurs-Know-how dürfte sich der Iran in den vergangenen Jahren erkauft und erarbeitet haben.

Worum geht es im Detail? Es gibt im Uranerz zwei Arten von Uran, die sogenannten Uran-Isotope mit einem Atomgewicht von 235 (U235) und von 238 (U238). Der einzig explosive Stoff für Atomkraftwerke und A-Bomben ist das U235 – es macht aber nur 0,7 Prozent des Urans im Naturerz aus. Für den Brennstoff eines AKW muss der Anteil an U235 bei etwa vier bis fünf, für eine Uran-Bombe vom Hiroschima-Typ über 90 Prozent liegen. Mit physikalischen Verfahren muss das Uran daher angereichert werden.

Bei der Anreicherung hat sich das Gaszentrifugenverfahren als gut machbar und relativ billig herausgestellt. Dabei wird das Uran in eine gasförmige Verbindung gebracht, das Uranhexafluorid (UF6). Dieses Urangas strömt in eine sehr schnell drehende, röhrenförmige Schleuder, die Zentrifuge. Das schwerere U238 wird stärker nach außen geschleudert als das leichtere U235 und sammelt sich deshalb an der Außenwand etwas stärker an. In der Mitte der Schleuder findet sich hingegen angereichertes U235. Das kann man absaugen.

Die Details sind technisch jedoch nicht so einfach: Die Lagerung der Röhren bei hoher Geschwindigkeit und im Dauerbetrieb etwa. Außerdem gilt es Wirbel und andere Vermischungseffekte der beiden Uranarten zu vermindern, weil sonst die Effektivität des Verfahrens stark leidet.

Der Iran spricht von 3.000 Zentrifugen. Nach Angaben des US-Instituts für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) reichen etwa 1.500 Gaszentrifugen aus, um binnen eines Jahres genug Uran für eine Bombe anzureichern. Allerdings müsste die Anlage dann ein Jahr praktisch nur für die Bombe laufen, AKW-Brennstoff fiele nicht an. Eine solche ausschließliche Betriebsart ist Kontrolleuren nicht zu verheimlichen. REINER METZGER